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Hadmut Danisch: Ein bösartiger Vortrag eines bösartigen Professors

Gestern abend war ich bei der feministisch/genderistischen Veranstaltung „Angry white men – Männlichkeit am Ende einer Ära” in der Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin, einer geistigen Giftküche der SPD.

Ich habe etwas gehört, was ich da nicht erwartet habe. Aber es war etwas, was eine frühere Vermutung von mir frappierend heftig bestätigt hat.

Ich bin mir seit gestern abend sehr sicher, dass ich entschlüsselt und verstanden habe, was hinter dem aktuellen Feminimus, dem Genderismus und deren Feindbild steckt.

Hauptgast, Vortragender und Titelgeber der Veranstaltung war der Soziologieprofessor und Professor für Gender Studies Michael Kimmel [Bild unten] von der Stony Brook University in New York. Er gilt angeblich als führender (oder ein führender) Autor in den USA über Männlichkeit, Maskulinität und so weiter „als Teilgebiet des Feminismus”. Er hat neulich ein Buch „Angry White Men: American Masculinity at the End of an Era” veröffentlicht, das der SPD offenbar Grund und Anlass gab, dazu eine Veranstaltung abzuhalten. Die Veranstaltung dauerte etwas über zwei Stunden. Laut Zeitplan hätte der (englische) Vortrag des Professors dabei eine halbe Stunde dauern sollen. Er war deutlich länger, ich habe aber leider versäumt, auf die Uhr zu schauen.

Der Mann ist sehr eloquent und redegewandt, hat Entertainer-Qualitäten und ist auch von seiner Gestik und Mimik (meist) sehr einnehmend. Er redet allerdings sehr erregt, laut, heftig, sehr emotional. Und sehr undistanziert. Man merkt ihm stark an, dass er sich da reinsteigert, was auf das weit überwiegend weibliche Publikum aber gut und mitreißend wirkte. Auf mich eher, als fehle ihm die nötige Distanz zur Wissenschaftlichkeit. Man merkte sehr schnell, dass der in eigener Sache unterwegs war. Und er redet sehr schnell, sehr viel, ohne Pausen. Das ist zwar für New Yorker sehr typisch und symptomatisch, also nicht unbedingt eine persönliche Eigenschaft von ihm. Aber bei mir gehen bei solchen Vortragsstilen immer alle Warnlampen an. Ich halte gelegentlich kurze Sicherheitssensibilisierungen für Firmenmitarbeiter ab, und ein Thema dabei ist auch das Social Engineering als Angriffstechnik. Ich sage den Leuten dabei immer, dass der wichtigste Rat, den ich ihnen da geben kann – auch in Privatangelegenheiten wie Autokauf oder Wohnungsanmietung – der ist, sich niemals über den Haufen reden zu lassen.

 Bild links: Prof. Michael Kimmel

Viele Täuscher, Schwindler, Angreifer, Rabulistiker setzen darauf, den anderen so mit Information und Rede vollzuschütten, dass das Hirn aus- oder überlastet wird und keine Zeit mehr zum Nachdenken findet. Wenn jemand einen systematisch und andauert davon abhält, über das nachzudenken, was er einem inhaltlich auftischt, muss sofort eine Verteidigungsreaktion erfolgen, indem man sich nicht einlässt, sich Denkpausen herausnimmt, bremst, unterbricht. Schon nach 3 Sekunden, 30 Sekunden, 3 Minuten, gar 3 Stunden oder sogar 3 Tagen Nachdenken sieht die Sache jedesmal ganz anders aus. Und eine scheinbar gute, objektiv gesehen aber schlechte Rhetorik ist es eben, wie ein Wasserfall ohne Punkt und Komma zu reden, dem Publikum Emotionalitäten, Phrasen, visuelle Eindrücke zu präsentieren, ihm die Meinung hinzulegen, und es dabei vom Nachdenken abzuhalten. Genau das ist der Redestil Kimmels. Der Redestil eines Täuschers. Das Auftreten der Sorte Mensch, der man keinen Gebrauchtwagen abkauft.

Wenn da explizit ein Professor kommt, der sich noch dazu als Wissenschaftler vorstellt und auch für sich in Anspruch nimmt, Wissenschaftler zu sein, dann erwartet man – vom angesprochenen Redestil mal ganz abgesehen – eine gewisse inhaltliche Qualität und Wissenschaftlichkeit. Beweise. Belege. Überprüfung. Abstraktion. Nüchternheit. Distanz. Zahlenmaterial. Quellenangaben. Methodik. Dokumentation. Hypothesen, die man überprüft. Schlüsse, die man zieht. Kernaussagen, die man trifft. Folgerungen, die aufeinander aufbauen. Anwendung der einschlägigen Methoden. Erklärungen, wie er zu seinen Sichtweisen kommt. Stand der Wissenschaft. Andere Sichtweisen. Beteiligte Personen. Einschränkungen der Objektivität. Fehlerquellen. Offene Punkte. Was nicht funktioniert hat. Was man revidieren musste. Befangenheitsgründe. Solches Zeugs halt.

Nichts dergleichen brachte der. Überhaupt nichts. Null. Kein Wort Wissenschaft. Der gesamte Vortrag war eine üble, bösartige Hetze, ein einziger, verachtender, bitterer Hass. Demagogie. Manipulation.

Und es ging in dem Vortrag – zu meiner Verblüffung, damit hatte ich nicht gerechnet – „ überhaupt nicht um Feminismus”. Nicht um Gender. Nicht um Frauen. Nicht um Gleichstellung. Es wurde zwar ein paarmal am Rande angesprochen, wie dankbar man dem Feminismus sein müsse, dass er auf Probleme hingewiesen und die aufgedeckt habe. Und der Vortrag endete als Playdoyer für Feminismus als Allheilmittel für generell alle Übel der Welt im Allgemeinen und natürlich jedes jeweilige im Besonderen. „Aber inhaltlich kamen Frauen und Feminismus in dem Vortrag überhaupt nicht vor.”

Es war ein Vortrag über Nazis.

„Nur” über Nazis.

Nazis, Nazis, Nazis, nichts als Nazis. Die dümmsten, dämlichsten, abstoßendsten, widerlichsten, ekelhaftesten Nazis, die man in den USA und in Schweden finden konnte. Und glaubt’s mir, in den USA gibt’s wirklich ganz üble Kaliber. Aber so richtig üble. Über die ging der Vortrag. Oder genauer gesagt, vor allem über das, was die so schreiben, zeichnen, publizieren. Und Nazis produzieren wirklich unerträglich dummen Müll. Nazis sind so widerlich, dass man es mit Worten kaum beschreiben kann, dass es einen wirklich gruselt. Mit Nazis als Thema, vor allem mit solchen Extremen, kann man ganz leicht ganz widerwärtige, ekelhafte, emotional in die extreme Ecke drängende Vorträge produzieren. Auch eine Form der Rabulistik.

Und das hat er gemacht. Er hat Nazis interviewt, und sich deren noch weit dümmere als nur einfach dumme und fiesen Kritzeleien und Comiczeichnungen besorgt. Und eine lange Abfolge dieser Bilder gezeigt und sich darüber echauffiert, lustig gemacht, in einer Endlosschleife immer wieder darin gebohrt, was für ein Abschaum das sei. Immer dasselbe Thema, immer dasselbe Narrativ. Im Prinzip bestand der Vortrag nur aus x Variationen von ein oder zwei Folien. Jede Menge Hakenkreuze. Jede Menge Selbstdarstellungen von Nazis, die sich als absurd betonartig geformte Muskelberge mit kantigem Kinn und kantigem Schädel darstellen, während andere dann in den typischen Juden- und Negerdarstellungen des Dritten Reiches mit großer krummer Nase, rundlichem Gesicht, dicken Lippen, fiesem Gesichtsausdruck dargestellt werden. Seht her, das Weltbild der Nazis, so sind diese Leute. So widerlich. So abstoßen. So unerträglich. Und wenn’s das Nazi-Hakenkreuz-Selbstverständnis mal nicht tut, mussten in dem Narrativ ersatzweise die Wikinger herhalten.

Gut, kann man machen, wenn man meint, dass das sinnvoll wäre. Bis dahin würde ich sogar noch mitgehen. Nazis jagen und anprangern ist honorig und gut, die brauchen das, Nazi-Bashing haben die sich voll verdient. Aber nur, wenn es auch als das verkauft wird, was es ist – Nazis abklatschen.

Der Vortrag hieß aber nicht „Die dümmsten Nazis der Welt”. Er hieß auch nicht „Auch heute gibt es Extrem-Nazis”. Auch nicht „Nazis sind der letzte Müll”.

Der Vortrag hieß „„Angry White Men – American Masculinity at the End of an Era””.

Die Aussage war: „Seht her, das sind die Leute, die mit Feminismus und Gleichstellung nicht einverstanden sind.” Frustrierte Versager, Universal-Verlierer, unterlegene Väter. Solche, die sich über Privilegien definieren und deshalb mit dem Verlust der Privilegien nicht klarkommen. Extrem-Rechte, Neo-Nazis, Masculinity on the Extreme Right, die die „Loudest on the Internet” seien, und sich als „Victims of Reverse Discrimination” darstellten. Extreme Waffennarren. Die Geldnot der Schulen in den USA sei schon so groß, dass sie gezwungen wären, ihre „Gyms” (wohl die Turnhallen) für Waffenmessen der Nazis zu vermieten. Er hätte sie interviewt. Und Dinge gehört, wie etwa dass ein Weißer sich beschwert hätte, dass eine schwarze Frau ihm den Job weggenommen habe (großes Gelächter im Publikum). Und sie seien alle weiß. Und fast alle Männer. Natürlich durften auch zwei prominente Exemplare als besonders böse Beispiele nicht fehlen: Bruce Springsteen und Anders Breivik.

Und es ging ihm nicht einfach nur darum, darzustellen, was für üble Dinge Nazis tun. Es ging ihm darum, sie verächtlich zu machen, sie als das Böse herauszustellen, in einer Endlosschleife. Immer wenn ich dachte, naja, wir haben’s jetzt verstanden, kamen nochmal drei Folien. Immer wieder drauf, wie der Mörder mit dem Messer im Blutrausch.

Ich hatte heute den Eindruck, ich höre da einem Besessenen, einem Wahnsinnigen, einem Irren zu, der sich völlig in das Feindbild des weißen Mannes hineinsteigert, das mit Nazis identifiziert, und sich für umzingelt hält. Einen, für den es nur vier Sorten Menschen gibt: Frauen, Schwarze, Feminismus-Begeisterte und Extrem-Nazis. Was nicht zu den ersten dreien gehört, muss weiß, Mann und Extrem-Nazi sein. Es kam zu einer völligen Vermischung, zu einer Identifizierung von Extrem-Nazi und weißem Mann. Das Bild vom bösen, dummen, privilegiendefinierten Nazi lieferte den Hass-Brennstoff, und der weiß Mann, der nicht feminismusbegeistert ist, dass Feindbild, auf das dieser Hass produziert wird. Wer weiß und nicht Feminist ist, ist Nazi, damit man ihn richtig gut hassen kann.

Aufbau des extremen Feindbildes weißer Mann.

Ich habe schon so oft – im Buch und im Blog – beschrieben, wie immer wieder dieses extreme Feindbild weißer Mann auftaucht. Immer ist der das Hassobjekt, immer ist der an allem Schuld, immer läuft es auf den Krieg Rest der Welt (Frauen, Schwarze, Kranke, Schwule,…) gegen den weißen, kaukasischen, heterosexuellen, gesunden Mann hinaus. Und immer ist das Feindbild die Rechtfertigung für alles, für jeden Rechtsbruch, für jeden Betrug, für jeden Schwindel. Ich lese seit zwei Jahren intensiv Gender-Literatur und habe dieses Motiv, dieses Hassobjekt dort immer wieder gefunden. Es ist omnipräsent. Es ist essentiell und konstituierend. Aber nie habe ich irgendwo eine Erklärung gefunden, wie dieses Feindbild eigentlich zustandekommt. Der weiße Mann wird als das ultimativ Böse beschimpft, dessen Bekämpfung alle Mittel heiligt. Aber es wird nie gesagt, was der böse weiße Mann wem eigentlich getan haben soll.

Wie kommen die eigentlich darauf, dass der weiße Mann das Böse sei? (Anmerkung beim Schreiben: Absurderweise geht es Frauen – mit großem Abstand! – nirgends auf der Welt so gut wie in den Gesellschaften, die der weiße Mann gebaut hat. Nur der weiße Mann hat bisher die gesellschaftlichen Grundlagen und die Infrastruktur hervorgebracht, die die „Emanzipation der Frau” überhaupt erst ermöglicht hat. An deren Benachteiligung kann es faktisch also nicht liegen. Schaut man sich jedoch an, wie die Rolle der Frau in Afrika, in den arabischen Ländern, in Asien, in Südamerika, oder etwa religions- und kulturorientiert im Islam ist, dann ist das dort eine Katastrophe. Überhaupt nicht zu vergleichen.

Keine Bildung, Beschneidung, Burka, Zwangsheirat, Vergewaltigung, Schläge, Fremdbestimmung, Massenprostitution, Versklavung, Lebenslanges Einsperren, schwerste körperliche Arbeit, Hunger an der Tagesordnung. Nirgends haben Frauen einen so hohen Lebensstandard, solche Sicherheit, solche Bequemlichkeit, solchen Luxus. Es gibt aber kein feministisches Feindbild „Schwarzer Mann”. Auch kein Feindbild „Arabischer Mann”. Noch keine Feministin und keine feministische Schrift konnte mir auch nur im Ansatz erklären, warum man ausgerechnet die zum einzigen und extremen Feindbild erklärt, die Frauen auf der ganzen Welt mit sehr großem Abstand am besten behandeln und ihnen die weltbeste und luxuriöseste Lebenssituation verschaffen. Das kann also nicht stimmen, da muss etwas gänzlich anderes dahinterstecken.)

Heute habe ich zum ersten Mal gesehen, wie dieses Feindbild entsteht. Live.

Das Feindbild sind Nazis. Nur Nazis. „Das Selbstbild und Selbstverständnis der Nazis – belegt daran und damit, wie sie sich selbst zeichnen.” Denn wie zeichnen sie sich, wie sehen sie sich, wie geben sie sich, wie identifizieren sie sich? Groß, stark, weiß, blond, gesund, kantig, heterosexuell, und weit übertrieben männlich. Als die besseren, überlegenen, privilegierten Herrenmenschen. „Das ist das Feindbild. Es kommt aus dem Selbstverständnis, dem Selbstbild, dem Weltbild, der Literatur der Nazis.” Der ganze Vortrag ging über nichts anderes. Es geht nicht um Frauen. Es geht nicht um Gleichstellung. Es geht nicht um „Sexismus”. Es geht nicht um Lesben. Es geht nur um Nazis.

Mit Frauen und Feminismus hat es eigentlich gar nichts zu tun (weshalb auch die Begründungslage nicht nur dünn, sondern nichtexistent ist). Feminismus ist nur das Vehikel, die Masche, die Fassade. Feminismus ist das, worauf man stößt, wenn man das Gegenteil, das Komplement von Nazis sucht. Am besten kleine dicke schwarze immigrierte Lesben im Rollstuhl. Davon gibt’s leider zu wenig, um da was zu mobilisieren. Also nimmt man eben Lesben generell und baut daraus Feminismus. Außer dass sie als „Gegenteil von Nazis” herhalten müssen gibt es keinen Bezug zu Frauen und Feminismus. Freilich hat sich die dumme Speckschicht aus feministischen Kampftruppen und Followern längst verselbständigt und glaubt, es ginge darum. Geht es aber nicht.

Dieser Mann gibt vor, er sei Soziologieprofessor, Gender Forscher, Wissenschaftler. In Wirklichkeit ist er ein Abziehbild eines Möchte-gern-Nazi-Jägers. Eher so eine Art Nazi-Anprangerer, Nazi-Verächtlichmacher, Nazi-Beschimpfer. Aber kein Indiana Jones und auch nicht die Blues Brothers.

Und er ist eigentlich selbst ein Rassist, einer der eine Bevölkerungsgruppe, die er an Äußerlichkeiten und der Hautfarbe festmacht, hasst und für alles verantwortlich macht, den weißen Mann. Mehrfach hatte ich das komische Gefühl, dass er zwar plakativ den Narrativ der Nazis anprangert, andere verächtlich zu machen, sein eigener Vortragsstil sich davon aber nicht allzusehr unterscheidet. Er präsentiert eine Parade von Zerrbildern, macht sie vor dem Publikum lächerlich. Ähnliches findet man in Nazischriften. Ich kann mich erinnern in irgendeinem der Holocaust-Museen und der -Ausstellungen (und ich war in so vielen, auch in USA, Australien, Neuseeland, ich habe den Überblick verloren) in einer Vitrine originale aufgeschlagene Nazi-Bücher gesehen zu haben, in denen in etwas gemäßigterem Tonfall, aber inhaltlich subtil dargestellt werden sollte, was für fiese und immanent hinterhältige Menschen Juden doch seien. Das unterschied sich nicht allzu sehr von dem, was dieser Professor da bot. Der hatte Nazis nicht nur befragt, studiert, betrachtet, der hat ihre Methoden mehr oder weniger assimiliert.

Und es fiel sehr stark auf, dass das nicht ein Soziologieprofessor war, der sich mal hiermit und mal damit, und aktuell halt mal mit Nazis befasst. Der hat sich das zur Lebensaufgabe gemacht. Nazis, deren Selbstbild, deren Weltbild, deren Rhetorik, deren Methodik scheinen der zentrale Gegenstand dieses Mannes zu sein. Soziologie scheint die Methode zu sein, der Nazi-Jagd einen wissenschaftlichen Anstrich zu verpassen und es zu finanzieren. Und Feminismus scheint die Tarnung, der Vorwand zu sein, gesellschaftliche Anerkennung, Akzeptanz und Resonanz zu finden und „das Gegenteil von Nazi” so zu verpacken, dass man es nicht gleich merkt. Die Legende heißt „Frauen gegen den weißen, heterosexuellen Mann”, die Wahrheit lautet „Rest der Welt gegen alles, was dem Nazi-„Selbstbild” entspricht”.

Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Es ging nicht darum, wie Nazis „tatsächlich” aussehen. Da gibt’s auch große und kleine, dünne und fette, starke und Waschlappen. Zumal man fette Nazis nicht bekämpft, indem man gegen fette Leute vorgeht. Es ging hier ausschließlich um das „idealisierte Selbstbild” der Nazis. So, wie sie sein wollen und sich einbilden zu sein. Das Feindbild und Angriffsziel sind nicht Nazis, sondern deren „ Selbstverständnis”. Das soziologische Ziel. Erst daraus ergibt sich dieses absurd überdrehte, dieses ausgestanzte, dieses in jeder Dimension auf eine einzelne Eigenschaft eingegrenzte, groteske Feindbild des großen, starken, kantigen, heterosexuellen, weißen, gesunden, unreligiösen, privilegierten, alle anderen unterdrückenden und ausgrenzenden Bösewichts. So sehen die sich selbst.

Und jetzt kommt der Hammer.

Die Frage ist, warum der das macht. Warum ist der auf dem Nazi-Jäger-Trip? Warum tarnt der das so? Und warum redet der unentwegt von „Geschlechtergerechtigkeit”, obwohl es weder um Geschlechter noch (scheinbar) um Gerechtigkeit geht?

Die Antwort auf diese dort nicht gestellte Frage hat er von sich aus selbst gegeben. Er sagte, er ist Jude. Er sagte es nicht einmal. Und nicht einfach nur so. Er sagt es mehrfach, öftes, als es nötig wäre, um die Information mitzuteilen. Er sagt es wie eine Rechtfertigung. „Er sagte es mit Wut im Bauch.” Er sagte es so, dass klar wurde, dass er das eine nicht vom anderen trennt, sondern dass das seine Motivation ist. Und er erzählte, wie er Nazis im Interview sagte, dass er ihr schlimmster Albtraum (oder sinngemäß etwas in der Art, ich kam bei seiner hohen Redegeschwindigkeit mit dem Notieren nicht nach) sei, weil Amerikaner, Professor und Jude. Es fällt massiv auf, wie wichtig es ihm ist, Nazis als gefährliche, dumme, aggressive Idioten hinzustellen die an ihrem absurden Selbstbild kleben (was sie ja auch sind, das wäre ja noch richtig), und das aber nicht nur völlig übertrieben darstellt, sondern es geradezu dazu stilisiert, dass der jüdische Professor die Nazis darstellt und ihnen die Existenzgrundlage entzieht, indem er ihnen alles nimmt, was ihr Selbstverständnis ausmacht.

Gespenstisch.

Der ist auf dem Kriegspfad. Jude gegen Nazis. Als wäre es so eine Art späte Rache und Bewältigung, oder vielmehr Symptom dessen, es nicht bewältigt zu haben. Geboren 1951. Also kein Überlebender. Hört sich aber wie eine typische Vita eines Nachkommen von während des Holocausts in die USA emigrierten Familien an, mit unmittelbarer Betroffenheit und Traumatisierung in der Familie.

Der ganze Vortrag lief auf nichts anderes hinaus als zu zeigen, wie Nazis sich selbst und die Welt sehen, deren Kriterien aufzulisten und ihnen dann ein Kriterium nach dem anderen zu ziehen wie Zähne. Als wollte sich einer ansehen, was Nazis ausmacht, was ihr Selbstverständnis konstituiert, und ihnen dann Stück für Stück wegnehmen, was sie ausmacht. Weiße durch Schwarze ersetzen, Große durch Kleine, Starke durch Schwache, Männliche durch Unmännliche, Privilegierte durch Gleichgestellte. Es ging darum, einen Katalog von „Nazi-Träumen” zu bauen und diesem Katalog den Namen „weißer Mann” zu geben, um jeden einzelnen Aspekt zu bekämpfen.

Das also ist des „Pudels” Kern, um sich des Wortes doppelter Bedeutung zu bedienen. Diese ganze Schwulen-, Feminismus-, Gender- und Gleichstellungsnummer ist nichts anderes als ein Tarnprogramm für so eine Art Rache an den Nazis, ein Angriff auf deren Ideale. Die gesellschaftliche Entwertung all ihrer Werte. Den Umbau der Gesellschaft in eine, in der nichts von dem, womit sich Nazis identifizieren, noch etwas wert sein darf, um Nazis das Konstituierende, die Existenzgrundlage zu entziehen.

Und plötzlich habe ich den konkreten und greifbaren Beleg für das, was ich im April schon vermutet hatte. Ein Leser hatte mich darauf gebracht, dass in der Familie der Extrem-Feministin und Verfassungsrichterin Baer das Thema Holocaust sehr präsent ist, und der Nachname Baer bei jüdischen Familien weit verbreitet ist. Da – und wegen anderer Hintergründe – hatte ich schon vermutet, dass der Feminismus und Genderismus nur eine Fassade ist, und es in Wirklichkeit um ein Entnazifizierungsprogramm geht, das von den USA aus gesteuert wird. Einige hatten eingewandt, dass dies keinen Sinn ergäbe, denn der Feminismus würde sich auch und vornehmlich in den USA ausbreiten.

Es ist kein Widerspruch, denn in den USA wüten noch schlimmere Nazis als hier, dazu kommt die Waffenlobby und das ganze, generell rechtsradikale Gehabe, und das größere Konfliktpotential durch die farbigen Bevölkerungsanteile. Es ist also genau umgekehrt: Gerade weil es in den USA so viele gewaltbereite Rechte gibt, gerade deshalb betreibt man den Feminismus dort massiv, um alle die Eigenschaften zu entwerten, die zu deren Selbstbild gehören. Der große, böse, heterosexuelle, weiße Mann. Die Nazis, der Ku-Klux-Klan und die Waffennarren. Und natürlich als Operationsgebiet Deutschland.

Es geht nicht um Frauen. Es geht nicht um Gleichberechtigung. Es geht nicht um Gender. Es geht allein darum, jede Eigenschaft, die man als Nazi-typisch und als Teil deren Selbstverständnisses ansieht, als wertlos und verachtenswert anzusehen.

Und das erklärt auch, warum man sich dabei besonders in Politik, Presse und Soziologie stürzt. Weil man da den größten Einfluss und die stärksten und mit Alibi versehenen Betrachtungsmöglichkeiten hat. Welches Fach würde man wählen, wenn man Nazis, deren Zustandekommen, Selbstbild und Funktionieren untersuchen wollte? Soziologie.

Erfunden und organisiert hat der das sicher nicht. Dafür ist er zu jung, zu unwichtig, zu emotional, zu unorganisiert, und meiner Einschätzung nach bei weitem nicht schlau genug. Aber ausgeplaudert hat er es.

Der Vortrag war dann erst einmal zu Ende. (Ich komme unten nochmal auf Kimmel zurück, es geht noch weiter.)

Danach hat Martin Rosowski noch etwas dazu gesagt. Theologe, Historiker, Geschäftsführer der Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Vorstand des Bundesforums Männer – Interessenverband für Jungen, Männer und Väter e. V. Der war zwar auch auf dem extremfeministischen Pfad, tat aber so, als wäre er für Männer und überhaupt der Vertreter aller Männerinteressen. So als Alibi. Wenn der sagt, dass Feminismus gut ist, dann muss das generell für Männer gut sein, weil der sich ja aufspielt, für die Männer schlechthin zu reden.

Der hat gleich mal klargestellt, dass alles, was nicht für Feminismus und Gleichstellung ist, ein „Maskulist” sein muss. Maskulisten seien Leute mit einer überzogenen Benachteiligungslegende, die auf ihre patriarchalischen Privilegien nicht verzichten wollten. Maskulisten wären eine rechte Szene, sie wären „Verlierer”. Verlierertum sei das konstitutierende Element der maskulistischen Szene. Das übliche Schema, Feminismus wird nicht begründet, sondern jede Andermeinung pathologisiert.

Und es wird Social Engineering betrieben. Man muss gar nicht mehr fragen und nachdenken, ob Feminismus gut und richtig ist, weil Feminismus doch sowieso im Interesse aller Männer läge und nur rechtsextreme Nazis und notorische selbstmitleidige Verlierer etwas dagegen haben könnten, und auf die will und braucht ja nun wirklich niemand Rücksicht zu nehmen. Denn am Feminismus zu zweifeln hieße Rücksicht auf Nazis zu nehmen. Und überhaupt, wer etwas gegen Feminismus sage, brandmarke sich selbst als Verlierer und Versager.

Berechtigt seien die Einwände höchstens bei den Väterrechten. Aber gerade da habe der Feminismus viel für die Männer getan. Seht her, wie gut der Feminismus für die Männer ist.

Überhaupt seien Maskulisten Weicheier und Feiglinge, die sich in unzähligen Blogs ausheulten, getragen von Ängsten, Enttäuschung, Orientierungsverlust, seien sie zu emotionalen Müllhalden geworden. Sie seien die Verlierergruppe, die sich durch konservative Werthaltung und Ignoranz „realer Verhältnisse” (er sagte aber nicht, welche das sein sollten) auszeichne und in „privilegierten Milieus” lebe. Dort gebe es eben viele zornige Männer, aber auch zornige Frauen, die sich das „Privileg” nicht nehmen lassen wollten, keine Feministin zu sein.

Er warf auch die Frage auf, warum Männer nicht mehr in den Gottesdienst gingen. Wohl, damit man sie da auch noch indoktrinieren kann?

Zum Schluss meinte er noch sowas wie dass er mit dem Feminismus den Männern Gutes tun will, dass er den Männern helfen wolle, sich „von ihren Leiden zu befreien”.

Ich sag’s mal kurz: Ich hielt den Vortrag dieses Mannes von vorne bis hinten für reinen Blödsinn, leeres Geschwafel, auf eine Art gebracht, die auf mich äußerst schmierig und verlogen wirkte. Schon die Ämteranhäufung und deren Art wirkten auf mich wie die eines opportunistischen Günstlings am Hofe. Wenn mir schon einer mit Gottesdiensten daherkommt. Am schlimmsten fand ich aber, dass der andauernd mit „Geschlechtergerechtigkeit” kam, so als magisches Zauberwort für „Ich hab Recht, das muss so sein, Begründung gibt’s nicht.” Noch nie nämlich konnte mir jemand stichhaltig erklären, was das sein soll, oder Gerechtigkeit allgemein. Das sind einfach nur leere Worthülsen, die im religiösen Sinne unumstößliche und göttliche Dogmen markieren sollen.

Irgendwann war dann auch der fertig.

Und spätestens da war dann auch klar, was der widerliche Zweck dieser Veranstaltung war. Ideologische Einpeitschung. Es ging um Einprügeln, die pseudomoralische Rechtfertigung, die strategische Legitimierung dafür, Männer massiv zu benachteiligen und Frauen zu bevorzugen und zu privilegieren. Denn die Aussage war, dass es nur zwei Sorten Männer gibt. Es gibt die, die Feminismus gut finden. Um die muss man sich keine Sorgen machen, weil die vom Feminismus profitieren, dadurch beschenkt werden und sich darüber freuen. Und es gibt die, die es nicht mögen, das sind aber alles üble Nazis der dreckigsten und rechtsextremsten Sorte, die keine Rücksichtnahme verdient haben. Im Gegenteil, wenn man auf deren Selbstbild herumtrampelt, tut man noch ein gutes Werk.

Die Moral und das Ziel der Veranstaltung waren: „Keine Rücksichtnahme, keine Gleichberechtigung, sondern volle Benachteiligung und Unterdrückung von Männern. Volldampf voraus ohne Zögern.” Demagogie und Volksverhetzung. Die bereiten sich da gerade auf die totale Frauenquote vor und arbeiten daran, alle moralischen Hemnisse aus dem Weg zu räumen. Keine Rücksicht auf Männer. Voll unterdrücken. Die einen sind Masos, die es wollen, die anderen Nazis, die es verdienen.

Dann kam es zu der geplanten halbstündigen Fragerunde aus dem Zuschauerraum. Zurück also zu Michael Kimmel.

IIch hatte mich da gleich als erster gemeldet, und eigentlich auch gute Chancen, gleich als erster zu sprechen, weil das Mikro im Ständer gleich neben mir stand. Eine der Veranstalterinnen, die sich zuvor auch selbst als Feministin vorgestellt hatte, holte das Mikro aber gleich mal von dem Ständer weg. Nicht anstehen, sondern voll Kontrolle, wer reden darf. Und dann kamen hintereinander (ich hab nicht genau mitgezählt) 6 oder 7 Frauen dran. (Einige sogar mit leichter Kritik, habe ich mir jetzt aber nicht notiert. Ich habe auch nicht alle verstanden.) Männer? Nein. Ich hab mich mehrfach gemeldet, aber das Mikro ging nur von Frau zu Frau. Die hat mich einfach ignoriert. Erst nachdem ich schon sauer wurde und sehr auffällig gewinkt hatte, kam ich auf die Rednerliste „des Moderators”. Aber nicht dran.

Irgendwann war die halbe Stunde rum. Kurz vor Schluss der halben Stunde hat der Moderator (ein Mann) tatsächlich noch einen Mann drangenommen, musste der Frau mit dem Mikro, die Männer konsequent ignoriert hat, aber sagen, dass sie zu dem gehen soll. Dem fiel aber nach der langen Wartezeit seine Frage nicht mehr ein, weshalb er nichts gesagt hat. Die geplante halbe Stunde wurde also nur von Frauen geredet, dafür jeweils sehr lang und ausgiebig. Und jede bekam das Mikro in die Hand. Dann meinte der Moderator, dass die Zeit jetzt eigentlich um sei, er aber noch drei Leute auf der Rednerliste habe. Die sollten sich jetzt bitte sehr kurz fassen (einige waren schon am Aufstehen) und würden dann auf die Schnelle zusammen beantwortet. Eigentlich eine Frechheit. Frauen dürfen ausgiebig, und Männer sollen sich am Ende mal schnell und kurz fassen, für die Sammelantwort.

Die Frau mit dem Mikro wollte immer noch keinen Mann drannehmen, und erst, als der Moderator, dem das dann doch etwas peinlich wurde, gesagt hat, dass ich jetzt dran wäre, stellte die sich neben mich und hielt mir das Mikro so ganz kurz vor den Mund. Geben wollte sie es mir nicht. Ich wollte es nehmen, sie wollte es aber partout nicht aus der Hand geben (die Frauen zuvor hatten es alle bekommen) und zeigte an, dass ich da vielleicht nur einen kurzen Halbsatz sagen dürfte. Ich habe dann nach dem Mikro gegriffen, sie wollte es aber immer noch nicht loslassen, es kam fast zu einem kleinen Gerangel, am Ende hatte ich das Mikro. Ich finde das eine absolute Unverschämtheit. Es war nicht zu übersehen, dass ich mich frühzeitig gemeldet hatte, aber Männer wurden da einfach übergangen. Und als sie nicht weiter zu übergehen waren, bekommen sie das Mikro nur mal kurz vor den Mund gehalten wie ein kleines Kind. Als wollte man so systematisch Gegenprivilegien und Herrenmenschen, so eine Art Neo-Adel aufbauen. Rotzfrech und pöbelhaft, und die maßen sich an, andere als „emotionale Müllhalde” einzustufen.

Dann kam ich also endlich dran, wurde aber gleich unter Druck gesetzt, schnell, schnell, schnell.

Zuerst habe ich auf Deutsch mal darauf hingewiesen, dass die gesamte Redezeit nur von Frauen verbraucht wurde, und ich als Mann übergangen wurde, obwohl ich mich als erster gemeldet hatte. Sie sollten mal eine Geschlechterquote einführen, damit das aufhört. Tumult im Saal, damit habe ich mich gleich unbeliebt gemacht. Eine Quote zugunsten von Männern? Unerhört, was erlaubt der sich? Ein Mann, der selbst reden will? Geht gar nicht.

Ich habe dann auf englisch eine Frage wiederholt, die ich schon während Kimmels Vortrag kurz gestellt hatte:

Als ich die Frage, ob ich eine Kopie der Vortragsfolien haben könnte, während Kimmels Vortrag gestellt hatte, hatte er gestutzt und schließlich so ein 50%-iges trockenes „yes” hervorgequetscht. Nun habe ich aber erstens die langjährige Konferenzerfahrung, dass ein „Ja” zu der Frage wertlos ist, man braucht da immer eine konkrete Zusage über das wie. Sonst bekommt man die nie. Außerhaben habe ich durchaus etwas Gefühl für Gestik, Mimik, Körpersprache, Timbre, mit der jemand etwas zu mir sagt. Und das sagte mir eindeutig, dass dieser Mann zwar „Ja” gesagt, aber „Nein” gemeint hatte.

Es war unübersehbar, dass der damit nicht gerechnet und ihm das überhaupt nicht gepasst hatte. In den ersten Sekundenbruchteilen nach meiner Frage signalisierte er völlige Ablehnung, dann ein kurzes Schütteln und dann ein widerwilliges und unglaubwürdiges „yes”. Der hatte das nicht vor, aber hatte die Wirkung abgewogen, wie ein „Nein” vor Publikum wirken würde. Da noch keine Reaktion aus dem Publikum. Ihm aber hat man angesehen, dass der das nicht wollte. Dem war ganz offensichtlich klar, dass er sich mit diesem Vortrag (der vieles enthielt, was in seinem Buch dazu nicht enthalten ist) wissenschaftlich und als Professor kompromittieren würde.

Deshalb habe ich die Frage nocheinmal gestellt, als ich nun das Mikro hatte. Von ihm wieder völlig ablehnden Mimik und Gestik. Aus dem Publikum aber pöbelhafte Zwischenrufe (so im Stil, ach Gott, ist der Mann blöd), empörtes und abwertendes Gemurmel, das hätte ich doch vorhin schon gefragt, das sei doch längst geklärt und bestätigt, dass ich die Folien bekomme. Null Verständnis dafür, dass ich nachhake, wie ich an die Folien kommen würde. Dazu hatte er nämlich nichts gesagt. Der Moderator meinte, ich solle nach der Veranstaltung fragen.

Ich habe also später (kleiner Zeitsprung, wir springen gleich wieder zurück in die Fragestunde) nach der Veranstaltung dann zum dritten Mal gefragt, und wieder hieß es „Ja, klar, das hat er Ihnen doch bestätigt!”, aber das „wie?” konnte man nicht beantworten. Man schickte mich zu den beiden Veranstalterinnen, eine davon die mit dem Mikro. Denen war deutlich anzumerken, dass sie überhaupt keine Lust hatten, mit mir zu sprechen, und bezüglich der Folien zwar „ja,ja” sagten, aber „nein,nein” meinten. Auch denen sah man an, dass ihnen das nicht passte, dass das Nazi-Zeugs bekannt würde. Denn in der Einladung stand kein Wort davon. Da war nur die Rede davon, dass sich „bei vielen weißen Männern das Gefühl breit gemacht habe, verraten worden zu sein und um ihren verdienten Platz in der Gesellschaft gebracht zu werden.”

Kein Wort von Nazis. Tatsächlich aber ging es nur um Nazis und nichts anderes. Die wollen also nicht, dass das nach außen dringt. Dementsprechend ablehnend waren die und hatten überhaupt keine Lust, mir die zugesagten Folien zu beschaffen. Ja, das müsse man erst mal klären. (Ach, galt es nicht vorhin vor Publikum noch als fest zugesichert?) „ Ich müsse Professor Kimmel anmailen und ihn um den Foliensatz bitten, hieß es.” Ah, fragte ich die Dame (die mit dem Mikro), ob sie mir seine E-Mail-Adresse geben könnte. „Steht auf der ersten Folie” war ihre patzige Antwort. Toll. Feministische Logik. Ich frage nach einer Folienkopie und soll eine Mail an eine Adresse schicken, die ich von der ersten Folie ablesen soll. Ja, dann soll ich die halt Googeln (so in dem Unterton „Sind Sie sogar dafür zu blöd?”). Google hat übrigens vor einiger Zeit die Suche nach Mailadressen abgeschaltet. Ich habe aber seine Webseite und dort die Mail-Adresse gefunden. (Häufig ist es aber eben so, dass Vortragende damit nicht belästigt werden wollen und das dem Veranstalter überlassen.)

Also habe ich gestern abend per E-Mail „zum vierten” Mal nach den – angeblich doch fest zugesagten – Folien gefragt. Und heute morgen von Michael Kimmel ohne jede Anrede und Grußformel die trockene Antwort bekommen.
Sorry. I’ve decided not to share them with anyone. (Ich habe mich entschieden, sie niemandem auszuhändigen.)
Das hatte der nie vor, wollte das nur vor Publikum nicht zugeben. Vor einem großen Saal voller Frauen spielt er sich als der große, mutige Nazi-Bändiger auf, aber seinen Vortrag herauszugeben, das ist dann doch schon zu viel. Wo kämen wir auch hin, wenn Professoren dem Publikum Folienkopien überließen? Wer weiß, vielleicht war ja auch was faul dran. Wäre glatt mal interessant, wie die angeblich befragten Nazis die angeblichen Interviews wiedergeben würden.

Bemerkenswert (oder sagen wir erwähnenswert) ist jedenfalls, dass ich da wohl im ganzen großen Saal anscheinend der einzige war, der Kimmel angemerkt hat, dass der mit seiner Zusage von vornherein gelogen hatte und die nichts wert war. Das weit überwiegend weibliche Publikum hatte ihm einfach alles geglaubt und mich sogar noch angepöbelt, weil ich nachgehakt hatte. Und da erzählen uns die Gender-Spacken jahrein, jahraus, dass die Stärken der Frauen das Kommunikative und das Empathische seien und sie Männern darin weit überlegen wären. Hat sich was.

Zeitsprung zurück zur schon abgelaufenen Fragestunde, zum Mikro und meiner eigentlichen Frage: Ich hatte mir zwar ausführlich überlegt, was ich sagen wollte, und kann eigentlich auch ganz ordentlich Englisch, aber ich bin nicht gut im spontanen Umschalten, ich brauch immer so nen Tag, bis das Hirn an der Stelle auf Betriebstemperatur ist. Kam jetzt nicht ganz so toll formuliert raus, wurde da auch mehrfach unterbrochen, weil viele eben auch schon gehen wollten.

Meine Frage und mein Kritikpunkt war, dass er uns einige wenige der übelsten Nazis vorgeführt hat, die er in den USA finden konnte. Und er hatte vorher gegenüber einer Frau aus den Publikum auch eingeräumt, dass er die „furthest extremes” angeführt hatte. Also keine zufällige Stichprobe, sondern eine extrem selektive Grundgesamtheit. Das sei OK, da stimmte ich ihm völlig zu, wenn er sein Buch „Die übelsten Nazis der USA“ genannt hätte. Er hätte es aber „Angry White Men” genannt und diese Nazi-Soße auf alle weißen Männer verallgemeinert. Wie er dazu käme, von gerade mal ein paar befragten Leuten solche Ausagen über die „Weißen Männer” zu treffen und sie alle als Nazis hinzustellen. Das sei völlig unvertretbar.

Ich wäre weiß, ich wäre ein Mann, und sei zu einem gewissen Maß auch „Angry”, und ich fühlte mich durch diese Verallgemeinerung von ihm extrem beleidigt.

Man hat ihm angesehen, dass ihm das überhaupt nicht gepasst hat und zu knabbern gab, und der fing schon an, ganz schief auf seinem Stuhl herumzurutschen, er antwortete aber noch nicht, weil es ja eine Sammelantwort werden sollte.

Hinter mir kam dann noch ein Mann dran, und das war ein Glücksfall. Der setzte nämlich (zwar auf deutsch, gab Dolmetscher) an genau der Stelle weiter an. Ob es da eine belastbare Betrachtung gegeben habe, ob man etwa Kontrollgruppen mit Schwarzen oder anderen Rassen gemacht hätte, woher man überhaupt wissen wollte, dass das bei Weißen höher als bei anderen wäre, und warum man keine Gegenprobe usw. gemacht hätte. So ein Typ trockener Wissenschaftler, der Wert auf Methodensauberkeit legt. Volltreffer.

Danach kam wieder eine Frau dran, die irgendwas ganz anderes gesagt hat, weiß ich nicht mehr genau. Irgendeine, ich glaube, es war sie, regte sich fürchterlich darüber auf, dass man sagte, dass weibliche Lehrererinnen männliche Schüler benachteiligten. Das sei eine patriarchalische Diffamierung von Frauen. (Aha, man muss es hinnehmen, darf es aber nicht mal mehr sagen.)

Dann seine Antwort. Wir hatten den da doch aus der Reserve gelockt. Und aufs Glatteis. Er sagte, etwas aufgebracht, er sei „social scientist” und nicht „natural scientist”, so im Sinne von Kontrollgruppen und überprüfungen brauchten sie nicht. Im Sinne von Soziologen können machen, was sie wollen, die brauchen nichts zu beweisen.

Ich habe mir dann (auch weil man mich vorher kaum zu Wort kommen ließ und entgegen meiner sonstigen Selbstdisziplin) gestattet, mich danebenzubenehmen und dazwischenzureden. Ich konnte und wollte mir einfach diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, den Typen zu packen. Ich habe ihn dann erst mal laut ausgelacht (schon wieder noch unbeliebter beim Publikum gemacht) und gesagt, dass das dann überhaupt keine Wissenschaft sei. Da wurde der richtig hippelig. Professoren können noch so unwissenschaftlich sein, sie finden das in Ordnung, aber bekommen eine Krise, wenn man es ihnen sagt. Ja, regte der sich auf, das sei halt so in der Sozialwissenschaft, und das sei eben sein „ politischer” Standpunkt (Beifall aus dem Publikum). Ja, hielt ich gegen, das sei doch genau der springende Punkt, es sei eben Politik und nicht Wissenschaft (Ablehnung im Publikum).

„Ja, ereiferte er sich, er sei eben auch „Angry”. ”(Ach, worüber eigentlich? Also die Jude-gegen-Nazis-Nummer und nicht die Wissenschaft?) Als würde ihm das gestatten, auf Wissenschaft zu verzichten und das zu machen, was politisch rauskommen soll. Ich wieder „That’s no excuse!”, da kam dann aber einer zu mir angerannt, ich hätte „ sofort” den Mund zu halten.

Schlusswort Kimmel: Er hätte eben Nazis interviewed, mehr bräuchte er nicht. „I call that „reason””. Großer Beifall im Publikum. Die fanden das toll. Das politische Ziel heiligt die Mittel. Wen interessiert, ob es stimmt, wenn er sagt, was man hören will?

Ich halte den Mann für einen Wissenschaftsbetrüger. Der scheißt geradezu auf jegliche Wissenschaftlichkeit. Dem ist das völlig egal, ob es stimmt oder nicht. Der hat sein Feindbild und sammelt Trophäen dafür. Der ist auf dem Privatkrieg Jude gegen Nazis. Die Professur und die Soziologie sind für den nur Mittel zum Zweck und Vorwand, das als wissenschaftliche Tätigkeit auszugeben.

Gemessen an dem, was der da abgelassen hat, hat der kein bisschen Ahnung von wissenschaftlichem Arbeiten. Was erstaunt, war er doch laut seinem Lebenslauf an einigen der führen amerikanischen Universitäten. Soll aber auch seine Mäzene gehabt haben. Entweder sind die Top-Unis dort alle bescheuert und unfähig, oder vielleicht sogar die ganze Soziologie der reine Schwindel und Wissenschaftsbetrug, oder der wurde sehr invididuell finanziert und gefördert.

Die Parallelen zu Susanne Baer sind frappierend. Abwesenheit jeder Wissenschaftlichkeit, sogar deren erklärte Ablehnung. Gezielte Unwissenschaftlichkeiten, um das Ziel zu erreichen. Jüdischer Hintergrund, beidesmal vermutlich mit direkten Familienbezug zum Holocaust. Beide auf dem Gender Studies Trip unterwegs mit Feindbild weißer Mann in absurder emotionaler Übersteigerung. Unbelehrbar, unbeirrbar. Beide an amerikanischen Universitäten trotz fragwürdiger Befähigung die Treppe raufgefallen. Beide völlig rücksichtslos, besessen davon, auf weißen Männern herumzutrampeln. Beide mit einem Gebaren, von dem ich als Laie umgangssprachlich sagen würde „nicht alle Zapfen an der Tanne”.

Der Unterschied: Von Baer habe ich nichts zum Thema Nazis. Da war das bisher von mir nur eine Schlussfolgerung.

Kimmel hingegen produziert sich selbst als eine Art jüdischer Rächer, einer der da seinen Krieg gegen alles das führt, womit sich Nazis identifizieren, was sie als konstituierend ansehen. Weiß, männlich, heterosexuell, gesund, stark, unreligiös, leistend. Das Selbstverständnis der Nazis als Feindbild, aufgefächert in jede einzelne Eigenschaft. Jede dieser Eigenschaften soll entwertet, geächtet, zerstört werden. Männer durch Frauen ersetzt, Heteros durch Homos, Weiße durch Schwarze, Gesunde durch Kranke und Behinderte, Unreligiöse durch Religiöse.

Und es erklärt, warum alles biologische, alles was irgendwie mit angeboren, erblich, genetisch zusammenhängt, gebrochen werden soll. Warum man Biologie ablehnt. Deshalb dieser ganze Kulturschwachsinn. Es geht auch hier darum, Nazis das konstituierende Selbstverständnis von der genetischen Überlegenheit zu nehmen. Alles auszurotten, was auch nur irgendwie Naziideologie tragen kann.

Ich habe mich immer gewundert, warum das alles so unlogisch, unwissenschaftlich, so frei erfunden, so willkürlich und unsinnig ist. Warum Fehler so bewusst und billigend in Kauf genommen werden.

Die Antwort habe ich jetzt: „Das ist denen völlig egal. Es geht gar nicht darum, richtige Aussagen zu treffen, sondern einfach in jeder Hinsicht das Gegenteil von „Nazi” zu verankern.” Es interessiert die überhaupt nicht, ob das stimmt oder nicht, Wissenschaft ist denen völlig egal. Die werden jede x-beliebige Lüge auftischen, jeden Schwindel treiben, jeden Betrug unternehmen, solange es nur deren Zwecken dient.

Und es gibt eben nicht nur diesen einen, auch wenn der sehr einflussreich ist. Es gibt da so viele, die so arbeiten. Die völlig hemmungslos draufloslügen und hetzen, nur um die Gegen-Agenda zum Nazi zu installieren. Und sich dabei letztlich derselben Mittel bedienen.

Und damit wird auch klar, warum das in den USA entstanden ist. Viele meiner Leser hatten eingewandt, dass es keine Nazi-Bekämpfung sein könnte, weil der Feminismus und Gender ja in den USA noch schlimmer wüten würden, als bei uns. Und das Nazi-Land seien doch bekanntlich wir. Stimmt nicht. Nicht mehr. Man muss den Begriff Nazi da eine Kleinigkeit weiter fassen. In den USA gibt es eine beinharte Nazi-Szene, gegen die sich unsere hier eher wie Chorknaben ausnehmen. Es gibt so etwas wie den Ku-Klux-Klan. Es gibt die ganze Waffenlobby, die extrem aufrüstet und extrem aggressiv ist. Und gerade in den Südstaaten, dem Bible Belt, ist der Rassismus durchaus noch präsent. Nehmt mal zum Vergleich den Film „Stupid White Men” von Michael Moore her. Der ist zwar völlig anderes, eher satirisch-dokumentarisch gehalten, aber inhaltlich ist er sehr verwandt. Es geht um die Waffenindustrie, Waffennarren, Rassismus und Rassenunruhen. Und wieder der Begriff der „White Men”.

Dasselbe Feindbild. Dieselbe Diffamierung. Denn die allermeisten Amerikaner haben zwar aus unserer Sicht den ein oder anderen Knacks, sind grundsätzlich aber nette, umgängliche Leute. Die waffenvernarrte schießwütige Nazi-Szene ist (naja, zumindest meistens) eine Minderheit. Trotzdem wird das auf „White Men” verallgemeinert. Und reduziert. Denn in den USA gibt es eine enorme kriminelle Szene der Hispanics, deren hochbewaffnete und extrem brutale Streetgangs ganze Stadtteile im Griff haben. Und deren maskulines Selbstverständnis noch weit absurder ist. Wer sich also nur an den aktuellen Zuständen stören wollte, müsste das hautfarbenübergreifend oder -unspezifisch machen. Machen sie aber nicht. Nur gegen die Weißen. Weil die die Nazis sind. Die mexikanische Drogengang kann so brutal, so bewaffnet, so männerritualisiert, so frauenverachtend sein, wie sie wollen. Leute abknallen, foltern, Schutzgeld eintreiben, Kinder drogenabhängig machen. Interessiert nicht. Weil die nicht unter das Label Nazi fallen.

Um Frauen und Frauenrechte geht es dabei gar nicht. Die sind nur Tarnung, Vehikel, Vorwand. Die Zuckerhülle um die Giftpille, damit die Dummen sie schlucken.

Die Leute sind dabei von einem so massiven Hass getrieben, sehen nur noch Nazis um sich herum, um jedwede Attacke gegen weiße Männer zu rechtfertigen, dass sie schon nicht mehr zurechnungsfähig sind und eigentlich wegen Realitätsverlusts aus dem Verkehr gezogen werden müssten. Der Trieb, überall Nazis zu sehen und ihnen (und damit jedem weißen Mann) das Selbstverständnis entziehen zu wollen, sogar schon kleine Kinder umerziehen, „dekonstruieren” zu wollen, ist wahnhaft. Sie leben in dem Wahn, dass alles, was nicht für sie ist, böse Nazis sein müssten. Ein Verfolgungswahn. Normale Gespräche sind mit den Leuten nicht mehr möglich. Die sind in ihrer Nazi-Jagd gefangen.

Es gibt keine Gender Studies. Sie sind nur die Legenden zur Tarnung. Deshalb findet man da auch nur Gefasel, das ständig im Kreis herum abgeschrieben und zitiert wird, garniert mit ein paar Dummtussen, die glauben, sie würden das studieren. Deshalb kann auch die HU [Humboldt Universität, Berlin, Gender Studies] nichts vorlegen, obwohl sie seit 10 Jahren angeblich forscht. Das ganze Fach ist eine Attrappe. Deshalb ist das auch irgendwie mit „Antifa” verflochten.

Nazi Studies sind das, was da abläuft. Die (soziologische) Erkenntnis, dass Nazis nur mit einem privilegierten und überlegenen Selbstbild funktionieren können, und das Ziel, alle Bestandteile dieses Selbstbildes aus der Gesellschaft zu tilgen oder wenigstens zu entwerten. Mit allen Mitteln. Die spannen alles vor ihren Karren, was gerade passt. Frauen, Schwule, Muslime, völlig egal. Deshalb werden wir auch in den Medien so intensiv und täglich mit Schwulen-Nachrichten und Frauen-Erfolgsgeschichten beworfen, selbst wenn die noch so lächerlich sind.

Diese Leute sind bösartig.

Diese Leute sind kriminell.

Diese Leute sind wahnsinnig.

[Diese Leute sind dumm.]

Quelle: Hadmut Danisch: Ein bösartiger Vortrag eines bösartigen Professors

Siehe auch:
Manfred Gillner: Ein Herz für Reptilien
Akif Pirincci: Ausländer, die von deutschen Steuergeldern leben
Armutszuwanderung: Zahl der osteuropäischen Hartz-IV-Bezieher steigt rasant
Berlin-Kreuzberg: Polizei räumt Gerhart-Hauptmann-Schule
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