Von Jana Tilz
Amazon orientiert sich bei der Bezahlung seiner Beschäftigten angeblich an der Logistikbranche.
Ver.di und Amazon liegen im Streit über Löhne und Arbeitsbedingungen. Denn oft müssen die Angestellten den Preis für Amazons schnelle Zustellung zahlen, wie Mitarbeiter berichten.
Weihnachten naht – für den Online-Versandhändler Amazon die wichtigste Zeit im Jahr. Die Zahl der Menschen, die ihre Geschenke im Internet bestellen, wächst rasant. Für Amazon bedeutet das Hochbetrieb.
Doch für die Amazon-Manager ist es dieses Mal besonders stressig: In Deutschland setzt Ver.di mit Warnstreiks den Konzern unter Druck, um höhere Löhne durchzusetzen. Gleichzeitig häufen sich Berichte von Mitarbeitern über die schlechten Arbeitsbedingungen bei dem Internetkonzern.
Schon früher war die harte Arbeit bei Amazon ein Thema, als eine ARD-Reportage schwere Vorwürfe gegen den Konzern erhob. Damals berichteten Mitarbeiter gegenüber FOCUS Online, dass sie sich eher wie eine Maschine fühlen in dem Konzern und nicht mehr wie ein Mensch. Gespräche seien während der Arbeitszeit strikt verboten. Wer nicht funktioniere, der bekomme ein „Feedback-Gespräch“. Wer dann nicht funktioniere, müsse um seinen Job fürchten.
Maximal 33 Sekunden für ein Produkt
Wie genau der Leistungsdruck aussieht, verdeutlichte am Montagabend eine BBC-Reportage: Ein 23-jähriger Undercover-Mitarbeiter des britischen Fernsehsenders erlebte das an eigenem Leibe. Der versteckte Arbeiter namens Adam hat in einer Amazon-Nachtschicht alle 33 Sekunden ein neues Produkt aus dem Lager holen müssen. Zwischendurch wurde er gefragt, ob das auch vier Sekunden schneller ginge. In einer Schicht musste er bis zu 15 Kilometer laufen, ohne Pause. Erreichte er diese Vorgaben nicht, sprang ihm ein rotes Licht entgegen, das ihm signalisierte: Du hast deine Vorgaben nicht eingehalten.
Adam musste als Amazon-Mitarbeiter immer ein Gerät in der Hand halten, das die zur Verfügung stehenden Sekunden pro Aktion runter zählte. Dadurch entstand ein enormer Leistungsdruck, der ihn bis in den Schlaf verfolgte: „Ich habe nachts ständig das rote Licht vor mir gesehen und das Piepen des Gerätes gehört“, sagte er der BBC. Der britische Professor Michael Marmot schreibt dieser Situation in der Dokumentation sogar das Potenzial zu, erhebliche psychische Erkrankungen bei den Mitarbeitern auszulösen, weil hier „alles Schlechte zusammen kommt“.
Leistungskurve für jeden Mitarbeiter
Einen Tag zuvor hatte die „Welt am Sonntag“ über die Arbeitsbedingungen in Deutschland berichtet. „Beim Start-Meeting morgens kann es passieren, dass der Chef einem seine Leistungskurve ausgedruckt und vor die Nase hält“, sagte sogar der deutsche Betriebsratschef von Amazon, Lothar Bruns. Sei die Leistungskurve negativ, wird der Mitarbeiter nach den Gründen gefragt und aufgefordert, angestrengter zu arbeiten. In den Lagerhallen hängen demnach Statistiken über Tages-, Wochen- und Monatsleistungen.
Auch in den Pausenräumen würden großen Schilder hängen, auf denen steht, dass nichts auf den Tischen liegen bleiben darf. Diese Pausenräume seien teils so weit von den Arbeitsstätten entfernt, dass Mitarbeiter gar keine Pause machen könnten. Alles sei zudem standardisiert: Selbst die Flächen, in der Computermäuse zu bewegen sind, seien gelb markiert, heißt es in dem Bericht. Gleichzeitig würde den Mitarbeitern nur wenig geboten – so gebe es selbst im Sommer keine Klimaanlagen in den Amazon-Hallen.
"Es geht uns ums Produkt"
Ein Sprecher von Amazon Deutschland betonte gegenüber FOCUS Online, dass die von Bruns erwähnten Leistungskurven in seinen Augen nicht dazu dienen, die Leistung eines Mitarbeiters widerzuspiegeln: „Das Messverfahren ähnelt einem Navigationssystem, das einem Mitarbeiter sagt, wo er welches Produkt abholen und hinbringen soll.“ Es gebe zwar auch Auskunft darüber, wie viel ein Mitarbeiter geleistet hat und Feedback-Gespräche würden daraufhin tatsächlich stattfinden. Aber: „Wenn wir uns bei den Mitarbeitern erkundigen, warum eine bestimmte Aktion zu lange gedauert hat, dann nur, weil wir wissen möchten, ob mit den Produkten alles in Ordnung war“, verteidigt der Sprecher die Vorgehensweise.
Quelle: Online-Händler in der Kritik: So hart sind die Arbeitsbedingungen bei Amazon
Meine Meinung:
Die menschlichen Mitarbeiter werden zukünftig immer mehr durch Robotor ersetzt. faz.netschreibt: In den Lagerhallen von Amazon sind Roboter dabei, die Menschen zu ersetzen. Die wenigen, die bleiben, steuert die Software. Jedes der Systeme ordnet und sortiert alle Gegenstände in den Hallen und bewegt sie bei Bedarf zur gewünschten Position. Das heißt, dass kein Lagerarbeiter mehr zum Regal gehen muss, sondern jede gesuchte Ware zum richtigen Zeitpunkt direkt vor den Packplatz gefahren wird... Zum einen deutet Amazon durch den Aufbau neuer Versandzentren direkt hinter der Grenze zu Polen schon an, wo es derzeit noch billigere, willigere Arbeitskräfte gibt als in den strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands.
Emilie Hanke schreibt:
Modernes Sklaventum für das die Verantwortlichen sich in Grund und Boden schämen sollten! Wenn unser vielbeneideter wirtschaftlicher Fortschritt nicht anders machbar ist, dann haben wir bereits das Ende der Fahnenstange erreicht. Ich schäme mich, daß unsere Regierung die skrupellose Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft toleriert. Hier profitiert ein Unternehmen gnadenlos von der Abhängigkeit seiner Arbeitnehmer!
Christoph Reiners schreibt:
Millionengewinne gegen Ausbeutung: Warum nicht Mitarbeiter als Menschen behandeln in einem superprofitablen Unternehmen? Was spricht dagegen? Gewinnmaximierung einer kleinen Gruppe Superreicher letztlich, das ist das Prinzip. Der Arbeitsplatz sollte menschlich gestaltet werden, Arbeit darf auch Freude machen und erfüllen. In Untersuchungen hat sich das sogar positiv auf die Gewinnsituation des Unternehmens ausgewirkt. Doch davon will man offenbar gar nichts wissen, wenn Mitarbeiter nur noch als Rädchen in einer Maschinerie des Totalkapitalismus behandelt werden. An alle die hier so unmenschlich ("ist doch freiwillig, wer da arbeitet"???) mit Amazon mitleiden: Warum nicht den Mitarbeitern etwas zurückgeben? Achnee, das ist ja Sozialismus...und von daher böse, böse und diskussionsunwürdig.
Stephan Lukas schreibt:
Die Realität sieht doch so aus, das es immer weniger Betriebe mit fairen Arbeitsbedingungen gibt. Statt dessen gibt`s immer mehr Buden, für die der Arbeitnehmer kein Mensch mehr ist, sondern nur noch eine Nummer die es möglichst effizient auszubeuten gilt.
Max Mütze schreibt:
Stimmungsmache. Also diese Stimmungsmache ist nur lächerlich. Was ist verwerflich daran Sauberkeit im Pausenraum anzumahnen? Und bei Volkswagen ist der Pausenraum sicherlich auch nicht direkt am Fliessband. Bei mir im Bureau gibts übrigens auch keine Klimaanlage, und wenn der Arbeitgeber eine Ordnung in Großraumbureaus vorschreibt, dann ist das im Detail vielleicht pingelig aber nicht beanstandenswert. Und jeder Mitarbeiter bei den ach-so-tollen Jobs in der Fertigung bei Opel muss auch genaue Zeitvorgaben einhalten. Briefträger müssen übrigens auch viel laufen, genau wie jeder andere Lagerist, Reinigungskraft oder Gärtner. Nicht zu vergessen sind das anständig bezahlte Jobs für ungelernte Arbeiter, die in unter einer Woche angelernt werden, die sonst wohl arbeitslos wären.
Siehe auch:
Amazon: Roboter ersetzen immmer mehr Menschen
Amazon kündigt etliche Mitarbeiter einen Tag vor Heiligabend
Akif Pirincci: Der familienfeindlichste Werbeclip der Welt
England entzieht Dschihadisten britische Staatsbürgerschaft
Kann Prof. Khorchide einen moderaten Islam durchsetzen?
Der Schwarze Block marschiert - mit ruhig festem Schritt
Dr. Karsten Dustin Hoffmann: Der Feind steht links
Akif Pirincci: 12 Dinge, die glückliche Menschen anders machen
Alan Posener: Erziehen, das ist nun mal Ihr Job, Frau Lehrerin!
Amazon orientiert sich bei der Bezahlung seiner Beschäftigten angeblich an der Logistikbranche.
Ver.di und Amazon liegen im Streit über Löhne und Arbeitsbedingungen. Denn oft müssen die Angestellten den Preis für Amazons schnelle Zustellung zahlen, wie Mitarbeiter berichten.
Weihnachten naht – für den Online-Versandhändler Amazon die wichtigste Zeit im Jahr. Die Zahl der Menschen, die ihre Geschenke im Internet bestellen, wächst rasant. Für Amazon bedeutet das Hochbetrieb.
Doch für die Amazon-Manager ist es dieses Mal besonders stressig: In Deutschland setzt Ver.di mit Warnstreiks den Konzern unter Druck, um höhere Löhne durchzusetzen. Gleichzeitig häufen sich Berichte von Mitarbeitern über die schlechten Arbeitsbedingungen bei dem Internetkonzern.
Schon früher war die harte Arbeit bei Amazon ein Thema, als eine ARD-Reportage schwere Vorwürfe gegen den Konzern erhob. Damals berichteten Mitarbeiter gegenüber FOCUS Online, dass sie sich eher wie eine Maschine fühlen in dem Konzern und nicht mehr wie ein Mensch. Gespräche seien während der Arbeitszeit strikt verboten. Wer nicht funktioniere, der bekomme ein „Feedback-Gespräch“. Wer dann nicht funktioniere, müsse um seinen Job fürchten.
Maximal 33 Sekunden für ein Produkt
Wie genau der Leistungsdruck aussieht, verdeutlichte am Montagabend eine BBC-Reportage: Ein 23-jähriger Undercover-Mitarbeiter des britischen Fernsehsenders erlebte das an eigenem Leibe. Der versteckte Arbeiter namens Adam hat in einer Amazon-Nachtschicht alle 33 Sekunden ein neues Produkt aus dem Lager holen müssen. Zwischendurch wurde er gefragt, ob das auch vier Sekunden schneller ginge. In einer Schicht musste er bis zu 15 Kilometer laufen, ohne Pause. Erreichte er diese Vorgaben nicht, sprang ihm ein rotes Licht entgegen, das ihm signalisierte: Du hast deine Vorgaben nicht eingehalten.
Adam musste als Amazon-Mitarbeiter immer ein Gerät in der Hand halten, das die zur Verfügung stehenden Sekunden pro Aktion runter zählte. Dadurch entstand ein enormer Leistungsdruck, der ihn bis in den Schlaf verfolgte: „Ich habe nachts ständig das rote Licht vor mir gesehen und das Piepen des Gerätes gehört“, sagte er der BBC. Der britische Professor Michael Marmot schreibt dieser Situation in der Dokumentation sogar das Potenzial zu, erhebliche psychische Erkrankungen bei den Mitarbeitern auszulösen, weil hier „alles Schlechte zusammen kommt“.
Leistungskurve für jeden Mitarbeiter
Einen Tag zuvor hatte die „Welt am Sonntag“ über die Arbeitsbedingungen in Deutschland berichtet. „Beim Start-Meeting morgens kann es passieren, dass der Chef einem seine Leistungskurve ausgedruckt und vor die Nase hält“, sagte sogar der deutsche Betriebsratschef von Amazon, Lothar Bruns. Sei die Leistungskurve negativ, wird der Mitarbeiter nach den Gründen gefragt und aufgefordert, angestrengter zu arbeiten. In den Lagerhallen hängen demnach Statistiken über Tages-, Wochen- und Monatsleistungen.
Auch in den Pausenräumen würden großen Schilder hängen, auf denen steht, dass nichts auf den Tischen liegen bleiben darf. Diese Pausenräume seien teils so weit von den Arbeitsstätten entfernt, dass Mitarbeiter gar keine Pause machen könnten. Alles sei zudem standardisiert: Selbst die Flächen, in der Computermäuse zu bewegen sind, seien gelb markiert, heißt es in dem Bericht. Gleichzeitig würde den Mitarbeitern nur wenig geboten – so gebe es selbst im Sommer keine Klimaanlagen in den Amazon-Hallen.
"Es geht uns ums Produkt"
Ein Sprecher von Amazon Deutschland betonte gegenüber FOCUS Online, dass die von Bruns erwähnten Leistungskurven in seinen Augen nicht dazu dienen, die Leistung eines Mitarbeiters widerzuspiegeln: „Das Messverfahren ähnelt einem Navigationssystem, das einem Mitarbeiter sagt, wo er welches Produkt abholen und hinbringen soll.“ Es gebe zwar auch Auskunft darüber, wie viel ein Mitarbeiter geleistet hat und Feedback-Gespräche würden daraufhin tatsächlich stattfinden. Aber: „Wenn wir uns bei den Mitarbeitern erkundigen, warum eine bestimmte Aktion zu lange gedauert hat, dann nur, weil wir wissen möchten, ob mit den Produkten alles in Ordnung war“, verteidigt der Sprecher die Vorgehensweise.
Quelle: Online-Händler in der Kritik: So hart sind die Arbeitsbedingungen bei Amazon
Meine Meinung:
Die menschlichen Mitarbeiter werden zukünftig immer mehr durch Robotor ersetzt. faz.netschreibt: In den Lagerhallen von Amazon sind Roboter dabei, die Menschen zu ersetzen. Die wenigen, die bleiben, steuert die Software. Jedes der Systeme ordnet und sortiert alle Gegenstände in den Hallen und bewegt sie bei Bedarf zur gewünschten Position. Das heißt, dass kein Lagerarbeiter mehr zum Regal gehen muss, sondern jede gesuchte Ware zum richtigen Zeitpunkt direkt vor den Packplatz gefahren wird... Zum einen deutet Amazon durch den Aufbau neuer Versandzentren direkt hinter der Grenze zu Polen schon an, wo es derzeit noch billigere, willigere Arbeitskräfte gibt als in den strukturschwachen Regionen Ostdeutschlands.
Emilie Hanke schreibt:
Modernes Sklaventum für das die Verantwortlichen sich in Grund und Boden schämen sollten! Wenn unser vielbeneideter wirtschaftlicher Fortschritt nicht anders machbar ist, dann haben wir bereits das Ende der Fahnenstange erreicht. Ich schäme mich, daß unsere Regierung die skrupellose Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft toleriert. Hier profitiert ein Unternehmen gnadenlos von der Abhängigkeit seiner Arbeitnehmer!
Christoph Reiners schreibt:
Millionengewinne gegen Ausbeutung: Warum nicht Mitarbeiter als Menschen behandeln in einem superprofitablen Unternehmen? Was spricht dagegen? Gewinnmaximierung einer kleinen Gruppe Superreicher letztlich, das ist das Prinzip. Der Arbeitsplatz sollte menschlich gestaltet werden, Arbeit darf auch Freude machen und erfüllen. In Untersuchungen hat sich das sogar positiv auf die Gewinnsituation des Unternehmens ausgewirkt. Doch davon will man offenbar gar nichts wissen, wenn Mitarbeiter nur noch als Rädchen in einer Maschinerie des Totalkapitalismus behandelt werden. An alle die hier so unmenschlich ("ist doch freiwillig, wer da arbeitet"???) mit Amazon mitleiden: Warum nicht den Mitarbeitern etwas zurückgeben? Achnee, das ist ja Sozialismus...und von daher böse, böse und diskussionsunwürdig.
Stephan Lukas schreibt:
Die Realität sieht doch so aus, das es immer weniger Betriebe mit fairen Arbeitsbedingungen gibt. Statt dessen gibt`s immer mehr Buden, für die der Arbeitnehmer kein Mensch mehr ist, sondern nur noch eine Nummer die es möglichst effizient auszubeuten gilt.
Max Mütze schreibt:
Stimmungsmache. Also diese Stimmungsmache ist nur lächerlich. Was ist verwerflich daran Sauberkeit im Pausenraum anzumahnen? Und bei Volkswagen ist der Pausenraum sicherlich auch nicht direkt am Fliessband. Bei mir im Bureau gibts übrigens auch keine Klimaanlage, und wenn der Arbeitgeber eine Ordnung in Großraumbureaus vorschreibt, dann ist das im Detail vielleicht pingelig aber nicht beanstandenswert. Und jeder Mitarbeiter bei den ach-so-tollen Jobs in der Fertigung bei Opel muss auch genaue Zeitvorgaben einhalten. Briefträger müssen übrigens auch viel laufen, genau wie jeder andere Lagerist, Reinigungskraft oder Gärtner. Nicht zu vergessen sind das anständig bezahlte Jobs für ungelernte Arbeiter, die in unter einer Woche angelernt werden, die sonst wohl arbeitslos wären.
Siehe auch:
Amazon: Roboter ersetzen immmer mehr Menschen
Amazon kündigt etliche Mitarbeiter einen Tag vor Heiligabend
Akif Pirincci: Der familienfeindlichste Werbeclip der Welt
England entzieht Dschihadisten britische Staatsbürgerschaft
Kann Prof. Khorchide einen moderaten Islam durchsetzen?
Der Schwarze Block marschiert - mit ruhig festem Schritt
Dr. Karsten Dustin Hoffmann: Der Feind steht links
Akif Pirincci: 12 Dinge, die glückliche Menschen anders machen
Alan Posener: Erziehen, das ist nun mal Ihr Job, Frau Lehrerin!