Von Philipp Hedemann
Jedes Jahr verlassen Hunderttausende Frauen das bitterarme Äthiopien, um als Haushaltshilfen in den Golfstaaten anzuheuern. Dort werden sie ausgebeutet, sexuell missbraucht und misshandelt.
„Ich putzte gerade die Fenster im vierten Stock. Da ging meine Herrin mit einem Messer auf mich los und stieß mich aus dem Haus. Mein Fehler war, dass ich sie nicht gehört hatte, als sie mich gerufen hatte“, erzählt Alemshay. Sie hatte wie so viele andere ihre Heimat verlassen, um in den Golfstaaten als Haushaltshilfe anzuheuern.
Doch viele von ihnen kommen arm, sexuell missbraucht und mit zerbrochenen Träumen zurück, manche nie, andere in billigen Blechsärgen. Alemshay überlebte den Sturz. Um andere Mädchen vor ihrem Schicksal zu bewahren, hat die äthiopische Regierung jetzt die Vermittlung von ausländischen Haushaltskräften verboten.
Gelöst wird das Problem der modernen Sklaverei dadurch jedoch nicht. Denn Armut, falsche Versprechungen und illegale Schleuser lassen das Menschengeschäft weiter florieren.
Im Krankenhaus aufgewacht
Alemshay jedenfalls wachte in einem Krankenhaus in Dubai auf. Mehrere Rippen, beide Arme und beide Knöchel waren gebrochen. Fünf Monate lag sie im Krankenhaus. Dann wurde sie zurück in ihre Heimat geschickt. Wie ein Produkt aus dem Katalog, das dem Kunden nicht gefällt oder während der Garantiezeit kaputtgegangen ist.
Alemshay ist immer noch versehrt. Die Knochen an ihrem rechten Fußgelenk sind nicht richtig zusammengewachsen. Der Fuß steht schief ab, ist von roten, wulstigen Narben überzogen, beim Gehen zieht sie ihn hinterher. „In Dubai habe ich bis zu 20 Stunden am Tag gearbeitet, jetzt werde ich nie wieder körperlich anstrengende Arbeit verrichten können“, sagt die 22-Jährige.
Sie wuchs in einem Dorf ohne Strom, Internet, Informationen und Perspektiven auf. Wie viele ihrer Altersgenossinnen, die an solchen Orten aufwachsen, fiel sie auf die falschen Versprechen der Menschenfänger der Arbeitsvermittlungsagenturen aus der Hauptstadt Addis Abeba rein.
„Nur ein bisschen putzen“
„Ihr werdet dort freundlich empfangen werden und ein schönes Zimmer haben. Ihr müsst nur ein bisschen putzen und euch um die Kinder kümmern. Dafür gibt es jeden Monat mindestens 500 Dollar, die ihr eurer Familie in Äthiopien schicken könnt. Wenn es Probleme gibt, könnt ihr uns jederzeit anrufen oder nach Äthiopien zurückkehren. Das Flugticket zahlen wir“, hatte der nette Mann im Anzug gesagt.
Ein paar Wochen später saß Alemshay, die sich zuvor noch nie mehr als ein paar Busstunden aus ihrem Dorf getraut hatte, zusammen mit Hunderten anderen Mädchen in der riesigen Halle des Flughafens in Addis Abeba. In einer Plastiktasche hatte sie alles, was sie in ihr neues Leben mitnehmen konnte.
Ihr billiges Handy, in das sie die Nummer ihrer Eltern und des netten Mannes von der Arbeitsagentur eingespeichert hatte, ein paar Fotos ihrer Familie, ein kitschiges Heiligenbild, einige wenige Kleider und ein paar Fladen des sauren äthiopischen Brotes Injera, das ihre Mutter ihr mitgegeben hatte.
In der Hand hielt sie den Pass und die Papiere, die die Arbeitsagentur ihr gegeben hatte. Beide Dokumente verstand sie kaum. Schon als Kind musste sie auf dem kleinen Hof ihrer Eltern mithelfen, konnte nur selten zur Schule gehen.
Auswanderung als einzige Chance
Vor dem Abflug war sie nervös – und stolz. In Äthiopien, dem fünfzehntärmsten Land der Welt, in dem kaum ein Mädchen einen festen Job findet. Denn rund 85 Prozent der Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft, die Jugendarbeitslosigkeit ist so hoch, dass sie nicht zuverlässig erfasst werden kann.
Und weil das geschätzte durchschnittliche monatliche Einkommen 2012 laut CIA bei umgerechnet rund 75 Euro liegt, gilt die Auswanderung vieler Mädchen als einzige Chance, der Armut zu entfliehen. Schon bald würde Alemshay ihrer Familie Geld schicken können, hatte der Mann von der Arbeitsagentur gesagt.
Es kam anders. Sobald sie in Dubai gelandet waren, wurden den meisten Mädchen ihre Pässe und Telefone abgenommen, kurz darauf begannen sie ihre Arbeit als moderne Sklavinnen. Jeden Tag bis zu 20 Stunden putzen, kochen, Kinder betreuen. In einem Land, dessen Sprache, Kultur und Religion sie nicht verstehen. „Mein Herr hatte zwei Frauen. Tagsüber habe ich mich um den einen Haushalt kümmern, abends um den anderen. Ich habe rund um die Uhr gearbeitet, aber Lohn habe ich nicht bekommen“, erzählt Alemshay.
„Einfach ein Unfall“
Wenn sie vor Erschöpfung bei der Arbeit einschlief oder einen vermeintlichen Fehler machte, wurde sie mit Wasser übergossen, geschlagen, mit dem Messer bedroht und schließlich aus dem Fenster gestoßen. „Meine Herrin ist dafür nie bestraft worden. Sie hat einfach gesagt, es sei ein Unfall gewesen“, sagt Alemshay mit Tränen in den Augen.
Wie die schlecht zusammengewachsenen Knochen schmerzte sie, ihrer Familie zu erzählen, was ihr in Dubai widerfahren war. Eigentlich wollte sie ihren Eltern und Geschwistern mit den Überweisungen aus der Ferne aus der Armut helfen, jetzt kann sie noch nicht einmal mehr auf dem Feld mithelfen. Stattdessen möchte sie nun ein kleines Internetcafé aufmachen.
Im Wohn- und Ausbildungshaus der Hilfsorganisation AGAR lernt sie mit anderen Frauen und Mädchen, die mit ähnlichen Erfahrungen nach Äthiopien zurückgekehrt sind, was sie dafür wissen muss. „Wir arbeiten mit dem Flughafen zusammen. Wenn die Frauen dort niemand abholt, rufen die Mitarbeiter uns an. Wir lassen die Mädchen und Frauen zunächst in einem psychiatrischen Krankenhaus untersuchen. Anschließend behandeln wir hier ihre seelischen und körperlichen Probleme und bringen ihnen bei, was sie für ihr neues Leben brauchen“, sagt AGAR-Leiterin Sasu Nina.
Unterwürfig und duldsam
Hübsch und unterwürfig: Äthiopische Arbeitsmigrantinnen warten an der Grenze zwischen Jemen und Saudi-Arabien auf ihre Rückführung in die Heimat.
Tagsüber wandeln manche Frauen wie traumatisierte Kriegsrückkehrer über die Gänge des Wohnheims, nachts sind fast alle Betten in den Schlafsälen belegt. Kein Wunder. Schließlich verließen nach Angaben des äthiopischen Ministeriums für Arbeit und Soziales allein im vergangenen Jahr 200.000 Frauen auf der Suche nach einem Job das Land. „Dieser von illegalen Menschenhändlern verursachte Exodus hat gewaltige Probleme für unsere Bevölkerung und das Image des Landes verursacht“, sagte Dina Mufti, Sprecher des äthiopischen Außenministeriums. Äthiopierinnen sind am Golf besonders populär. Sie gelten als billig, duldsam, unterwürfig und hübsch.
Auch Azeb war eine dieser bei skrupellosen Arbeitgebern beliebten jungen Frauen. Drei Jahre hat die 26-Jährige als Hausmädchen in Kuwait geschuftet. Bis zu 20 Stunden am Tag für umgerechnet rund 12,50 Euro. Pro Monat! Noch nicht einmal Essen bekam sie. Sie musste sich aus dem Mülleimer suchen, was ihre Arbeitgeber wegwarfen.
Doch schlimmer als Hunger und Erschöpfung waren für die stolze Äthiopierin die Demütigungen. Hatte sie die Arbeit im Haushalt erledigt, nahm der Mann des Hauses sie mit auf seine Yacht. „Während ich das Deck schrubbte, hat er Wasser über mich geschüttet. Nur weil sie Geld haben, denken sie, dass sie etwas Besseres sind wir“, sagt Azeb.
Vergewaltigung ist ein Tabu
Immer wenn sie von der Yacht erzählt, füllen sich ihre Augen mit Tränen. Was auf dem Boot noch passierte, darüber will sie nicht berichten. Vergewaltigung ist ein Tabu, über das in Äthiopien kaum offen gesprochen wird.
Doch George Okutho, Direktor des Ostafrika-Büros der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), vermutet, dass die meisten der äthiopischen Haushaltshilfen im Ausland sexuell missbraucht werden. „Viele dieser oft ungebildeten Frauen und Mädchen vom Land kennen ihre eigenen Rechte nicht. Manche werden von ihren Arbeitgebern sexuell ausgebeutet“, sagt der ILO-Mann.
Sie dürfen zum Teil nachts nicht einmal ihre bescheidenen Kammern abschließen. Kommen die betrogenen Ehefrauen dahinter, dass ihre Männer sich an den jungen Ausländerinnen vergehen, lassen sie sie oft mit Schlägen für das Verhalten ihrer Männer büßen. Wird eine der Frauen nach einer Vergewaltigung schwanger, verliert sie meist ihren Job, um Schande vom Haus fernzuhalten.
Manche schwangere Äthiopierin stürzte sich in ihrer Verzweiflung mit dem ungeborenen Kind von den Dächern der glitzernden Hochhäuser der Golfmetropolen, anderen bleibt nur die Prostitution, um für sich und ihre ungewollten Babys zu sorgen.
Azeb will einen Film drehen
Azeb will jetzt dafür kämpfen, dass anderen Frauen der Höllentrip ins vermeintliche Paradies erspart bleibt. Sie möchte einen Film über die oft katastrophalen Arbeitsbedingungen für junge Äthiopierinnen im Ausland drehen.
Die Rückkehrerin sagt: „Mit Gottes Hilfe möchte ich die Öffentlichkeit darüber aufklären, was dort geschieht. Und wir müssen endlich dafür sorgen, dass wir in Äthiopien bessere Chancen haben und nicht mehr weglaufen müssen.“
Auch Fatima ging nach Dubai. Fatima ist die kleine Schwester Kadirs, der als Wachmann eine Zeit lang auf unser Haus in Addis Abeba aufpasste. Dubai war Kadirs, nicht Fatimas Idee. Wochenlang hatte er von fast nichts anderem gesprochen als von dem vielen Geld, das seine Schwester in einem Land, dessen Sprache sie nicht sprach und dessen Kultur sie nicht verstand, bei einer reichen Familie verdienen würde.
Fatima war nicht mehr dieselbe
Dass Fatima, die aus einem kleinen Dorf im Osten Äthiopiens kommt, noch nie eine Mikrowelle oder eine Klimaanlage bedient hatte, noch nie von ihrer Familie und ihren Freunden getrennt war, noch nie in einer Stadt gewohnt hatte, das alles störte Kadir nicht. Er dachte an das Geld, das seine Schwester ihrer Familie aus Dubai nach Äthiopien schicken sollte.
Ein paar Wochen, nachdem Kadir die verängstigte Fatima mit dem neu beantragten Pass zum Flughafen in Addis gebracht hatte, war sie wieder zurück. Doch Fatima war nicht mehr dieselbe. Sie sprach nicht mehr, schaute niemandem mehr in die Augen, schrie laut und weinte leise.
Kadir fragte uns, ob Fatima eine Zeit bei uns bleiben könne, da sie sich schäme, ohne Geld zu ihren Eltern zurückzukehren. Fatima blieb eine Zeit, plötzlich war sie weg. Ich weiß nicht, was Fatima in Dubai widerfahren ist. Auch Kadir hat sie es nie erzählt.
Ausschnitt aus dem Buch „Der Mann, der den Tod auslacht“, das jetzt vom Autor im DuMont-Reiseverlag erschienen ist
Quelle: Äthiopien: Wenn Mädchenträume in Blechsärgen enden
Gyro Captain schreibt:
Die äthiopischen Frauen haben im Durchschnitt 5,3 Kinder, und die äthiopische Bevölkerung verdoppelt sich ca. alle 30 Jahre. Also ein weiterer Staat, dessen Familien sich und ihr ganzes Land mit ihrem verantwortungslosen Kindermachen komplett um ihre Zukunft bringen. Durch das starke und unaufhaltsame Bevölkerungswachstum werden jegliche Fortschritte egal auf welchem Gebiet komplett zunichte gemacht, und die Zukunft Äthiopiens wird wie in so vielen ähnlichen Fällen in einer Katastrophe enden. Darüber mit den Einwohnern zu diskutieren ist leider absolut sinnlos.
chris schreibt:
Ich habe 6 Jahre in Dubai gelebt und und das, was ich dort gesehen habe, entspricht exakt dem, was der Artikel beschreibt. In diesen Länder sind speziell Nicht-Muslime [nicht] vor diesen Übergriffen geschützt und auch die Haltung von Sex-Sklavinnen wird befürwortet. [1] Viele Frauen speziell aus Nepal kommen nie wieder nach Hause. Ich kann nicht verstehen, dass westliche Länder diese Länder unterstützen, Panzer liefern und bei Menschenrechtsverletzungen wegschauen, nur wegen dem lieben Öl.
Behinderungen von Inzestkindern: Alles bleibt in der Familie
Freimaurer: Das zerstörerische Wirken der Logenbrüder
Frankfurt: Justiz-Skandal! U-Bahn-Schläger läuft frei herum
Michael Stürzenberger: Basel: Der Islam zeigt sein wahres Gesicht
KZ in Nordkorea: „Sie durften uns schlagen, sie durften uns töten“
Video: Pat Condell: Boykottiert Halal (05:44)
Missbrauchte Muslimin: Laila und ihr Onkel
Studie: Lage der Frauen in Ägypten am schlimmsten
Jedes Jahr verlassen Hunderttausende Frauen das bitterarme Äthiopien, um als Haushaltshilfen in den Golfstaaten anzuheuern. Dort werden sie ausgebeutet, sexuell missbraucht und misshandelt.
„Ich putzte gerade die Fenster im vierten Stock. Da ging meine Herrin mit einem Messer auf mich los und stieß mich aus dem Haus. Mein Fehler war, dass ich sie nicht gehört hatte, als sie mich gerufen hatte“, erzählt Alemshay. Sie hatte wie so viele andere ihre Heimat verlassen, um in den Golfstaaten als Haushaltshilfe anzuheuern.
Doch viele von ihnen kommen arm, sexuell missbraucht und mit zerbrochenen Träumen zurück, manche nie, andere in billigen Blechsärgen. Alemshay überlebte den Sturz. Um andere Mädchen vor ihrem Schicksal zu bewahren, hat die äthiopische Regierung jetzt die Vermittlung von ausländischen Haushaltskräften verboten.
Gelöst wird das Problem der modernen Sklaverei dadurch jedoch nicht. Denn Armut, falsche Versprechungen und illegale Schleuser lassen das Menschengeschäft weiter florieren.
Im Krankenhaus aufgewacht
Alemshay jedenfalls wachte in einem Krankenhaus in Dubai auf. Mehrere Rippen, beide Arme und beide Knöchel waren gebrochen. Fünf Monate lag sie im Krankenhaus. Dann wurde sie zurück in ihre Heimat geschickt. Wie ein Produkt aus dem Katalog, das dem Kunden nicht gefällt oder während der Garantiezeit kaputtgegangen ist.
Alemshay ist immer noch versehrt. Die Knochen an ihrem rechten Fußgelenk sind nicht richtig zusammengewachsen. Der Fuß steht schief ab, ist von roten, wulstigen Narben überzogen, beim Gehen zieht sie ihn hinterher. „In Dubai habe ich bis zu 20 Stunden am Tag gearbeitet, jetzt werde ich nie wieder körperlich anstrengende Arbeit verrichten können“, sagt die 22-Jährige.
Sie wuchs in einem Dorf ohne Strom, Internet, Informationen und Perspektiven auf. Wie viele ihrer Altersgenossinnen, die an solchen Orten aufwachsen, fiel sie auf die falschen Versprechen der Menschenfänger der Arbeitsvermittlungsagenturen aus der Hauptstadt Addis Abeba rein.
„Nur ein bisschen putzen“
„Ihr werdet dort freundlich empfangen werden und ein schönes Zimmer haben. Ihr müsst nur ein bisschen putzen und euch um die Kinder kümmern. Dafür gibt es jeden Monat mindestens 500 Dollar, die ihr eurer Familie in Äthiopien schicken könnt. Wenn es Probleme gibt, könnt ihr uns jederzeit anrufen oder nach Äthiopien zurückkehren. Das Flugticket zahlen wir“, hatte der nette Mann im Anzug gesagt.
Ein paar Wochen später saß Alemshay, die sich zuvor noch nie mehr als ein paar Busstunden aus ihrem Dorf getraut hatte, zusammen mit Hunderten anderen Mädchen in der riesigen Halle des Flughafens in Addis Abeba. In einer Plastiktasche hatte sie alles, was sie in ihr neues Leben mitnehmen konnte.
Ihr billiges Handy, in das sie die Nummer ihrer Eltern und des netten Mannes von der Arbeitsagentur eingespeichert hatte, ein paar Fotos ihrer Familie, ein kitschiges Heiligenbild, einige wenige Kleider und ein paar Fladen des sauren äthiopischen Brotes Injera, das ihre Mutter ihr mitgegeben hatte.
In der Hand hielt sie den Pass und die Papiere, die die Arbeitsagentur ihr gegeben hatte. Beide Dokumente verstand sie kaum. Schon als Kind musste sie auf dem kleinen Hof ihrer Eltern mithelfen, konnte nur selten zur Schule gehen.
Auswanderung als einzige Chance
Vor dem Abflug war sie nervös – und stolz. In Äthiopien, dem fünfzehntärmsten Land der Welt, in dem kaum ein Mädchen einen festen Job findet. Denn rund 85 Prozent der Bevölkerung arbeiten in der Landwirtschaft, die Jugendarbeitslosigkeit ist so hoch, dass sie nicht zuverlässig erfasst werden kann.
Und weil das geschätzte durchschnittliche monatliche Einkommen 2012 laut CIA bei umgerechnet rund 75 Euro liegt, gilt die Auswanderung vieler Mädchen als einzige Chance, der Armut zu entfliehen. Schon bald würde Alemshay ihrer Familie Geld schicken können, hatte der Mann von der Arbeitsagentur gesagt.
Es kam anders. Sobald sie in Dubai gelandet waren, wurden den meisten Mädchen ihre Pässe und Telefone abgenommen, kurz darauf begannen sie ihre Arbeit als moderne Sklavinnen. Jeden Tag bis zu 20 Stunden putzen, kochen, Kinder betreuen. In einem Land, dessen Sprache, Kultur und Religion sie nicht verstehen. „Mein Herr hatte zwei Frauen. Tagsüber habe ich mich um den einen Haushalt kümmern, abends um den anderen. Ich habe rund um die Uhr gearbeitet, aber Lohn habe ich nicht bekommen“, erzählt Alemshay.
„Einfach ein Unfall“
Wenn sie vor Erschöpfung bei der Arbeit einschlief oder einen vermeintlichen Fehler machte, wurde sie mit Wasser übergossen, geschlagen, mit dem Messer bedroht und schließlich aus dem Fenster gestoßen. „Meine Herrin ist dafür nie bestraft worden. Sie hat einfach gesagt, es sei ein Unfall gewesen“, sagt Alemshay mit Tränen in den Augen.
Wie die schlecht zusammengewachsenen Knochen schmerzte sie, ihrer Familie zu erzählen, was ihr in Dubai widerfahren war. Eigentlich wollte sie ihren Eltern und Geschwistern mit den Überweisungen aus der Ferne aus der Armut helfen, jetzt kann sie noch nicht einmal mehr auf dem Feld mithelfen. Stattdessen möchte sie nun ein kleines Internetcafé aufmachen.
Im Wohn- und Ausbildungshaus der Hilfsorganisation AGAR lernt sie mit anderen Frauen und Mädchen, die mit ähnlichen Erfahrungen nach Äthiopien zurückgekehrt sind, was sie dafür wissen muss. „Wir arbeiten mit dem Flughafen zusammen. Wenn die Frauen dort niemand abholt, rufen die Mitarbeiter uns an. Wir lassen die Mädchen und Frauen zunächst in einem psychiatrischen Krankenhaus untersuchen. Anschließend behandeln wir hier ihre seelischen und körperlichen Probleme und bringen ihnen bei, was sie für ihr neues Leben brauchen“, sagt AGAR-Leiterin Sasu Nina.
Unterwürfig und duldsam
Hübsch und unterwürfig: Äthiopische Arbeitsmigrantinnen warten an der Grenze zwischen Jemen und Saudi-Arabien auf ihre Rückführung in die Heimat.
Tagsüber wandeln manche Frauen wie traumatisierte Kriegsrückkehrer über die Gänge des Wohnheims, nachts sind fast alle Betten in den Schlafsälen belegt. Kein Wunder. Schließlich verließen nach Angaben des äthiopischen Ministeriums für Arbeit und Soziales allein im vergangenen Jahr 200.000 Frauen auf der Suche nach einem Job das Land. „Dieser von illegalen Menschenhändlern verursachte Exodus hat gewaltige Probleme für unsere Bevölkerung und das Image des Landes verursacht“, sagte Dina Mufti, Sprecher des äthiopischen Außenministeriums. Äthiopierinnen sind am Golf besonders populär. Sie gelten als billig, duldsam, unterwürfig und hübsch.
Auch Azeb war eine dieser bei skrupellosen Arbeitgebern beliebten jungen Frauen. Drei Jahre hat die 26-Jährige als Hausmädchen in Kuwait geschuftet. Bis zu 20 Stunden am Tag für umgerechnet rund 12,50 Euro. Pro Monat! Noch nicht einmal Essen bekam sie. Sie musste sich aus dem Mülleimer suchen, was ihre Arbeitgeber wegwarfen.
Doch schlimmer als Hunger und Erschöpfung waren für die stolze Äthiopierin die Demütigungen. Hatte sie die Arbeit im Haushalt erledigt, nahm der Mann des Hauses sie mit auf seine Yacht. „Während ich das Deck schrubbte, hat er Wasser über mich geschüttet. Nur weil sie Geld haben, denken sie, dass sie etwas Besseres sind wir“, sagt Azeb.
Vergewaltigung ist ein Tabu
Immer wenn sie von der Yacht erzählt, füllen sich ihre Augen mit Tränen. Was auf dem Boot noch passierte, darüber will sie nicht berichten. Vergewaltigung ist ein Tabu, über das in Äthiopien kaum offen gesprochen wird.
Doch George Okutho, Direktor des Ostafrika-Büros der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), vermutet, dass die meisten der äthiopischen Haushaltshilfen im Ausland sexuell missbraucht werden. „Viele dieser oft ungebildeten Frauen und Mädchen vom Land kennen ihre eigenen Rechte nicht. Manche werden von ihren Arbeitgebern sexuell ausgebeutet“, sagt der ILO-Mann.
Sie dürfen zum Teil nachts nicht einmal ihre bescheidenen Kammern abschließen. Kommen die betrogenen Ehefrauen dahinter, dass ihre Männer sich an den jungen Ausländerinnen vergehen, lassen sie sie oft mit Schlägen für das Verhalten ihrer Männer büßen. Wird eine der Frauen nach einer Vergewaltigung schwanger, verliert sie meist ihren Job, um Schande vom Haus fernzuhalten.
Manche schwangere Äthiopierin stürzte sich in ihrer Verzweiflung mit dem ungeborenen Kind von den Dächern der glitzernden Hochhäuser der Golfmetropolen, anderen bleibt nur die Prostitution, um für sich und ihre ungewollten Babys zu sorgen.
Azeb will einen Film drehen
Azeb will jetzt dafür kämpfen, dass anderen Frauen der Höllentrip ins vermeintliche Paradies erspart bleibt. Sie möchte einen Film über die oft katastrophalen Arbeitsbedingungen für junge Äthiopierinnen im Ausland drehen.
Die Rückkehrerin sagt: „Mit Gottes Hilfe möchte ich die Öffentlichkeit darüber aufklären, was dort geschieht. Und wir müssen endlich dafür sorgen, dass wir in Äthiopien bessere Chancen haben und nicht mehr weglaufen müssen.“
Auch Fatima ging nach Dubai. Fatima ist die kleine Schwester Kadirs, der als Wachmann eine Zeit lang auf unser Haus in Addis Abeba aufpasste. Dubai war Kadirs, nicht Fatimas Idee. Wochenlang hatte er von fast nichts anderem gesprochen als von dem vielen Geld, das seine Schwester in einem Land, dessen Sprache sie nicht sprach und dessen Kultur sie nicht verstand, bei einer reichen Familie verdienen würde.
Fatima war nicht mehr dieselbe
Dass Fatima, die aus einem kleinen Dorf im Osten Äthiopiens kommt, noch nie eine Mikrowelle oder eine Klimaanlage bedient hatte, noch nie von ihrer Familie und ihren Freunden getrennt war, noch nie in einer Stadt gewohnt hatte, das alles störte Kadir nicht. Er dachte an das Geld, das seine Schwester ihrer Familie aus Dubai nach Äthiopien schicken sollte.
Ein paar Wochen, nachdem Kadir die verängstigte Fatima mit dem neu beantragten Pass zum Flughafen in Addis gebracht hatte, war sie wieder zurück. Doch Fatima war nicht mehr dieselbe. Sie sprach nicht mehr, schaute niemandem mehr in die Augen, schrie laut und weinte leise.
Kadir fragte uns, ob Fatima eine Zeit bei uns bleiben könne, da sie sich schäme, ohne Geld zu ihren Eltern zurückzukehren. Fatima blieb eine Zeit, plötzlich war sie weg. Ich weiß nicht, was Fatima in Dubai widerfahren ist. Auch Kadir hat sie es nie erzählt.
Ausschnitt aus dem Buch „Der Mann, der den Tod auslacht“, das jetzt vom Autor im DuMont-Reiseverlag erschienen ist
Quelle: Äthiopien: Wenn Mädchenträume in Blechsärgen enden
Gyro Captain schreibt:
Die äthiopischen Frauen haben im Durchschnitt 5,3 Kinder, und die äthiopische Bevölkerung verdoppelt sich ca. alle 30 Jahre. Also ein weiterer Staat, dessen Familien sich und ihr ganzes Land mit ihrem verantwortungslosen Kindermachen komplett um ihre Zukunft bringen. Durch das starke und unaufhaltsame Bevölkerungswachstum werden jegliche Fortschritte egal auf welchem Gebiet komplett zunichte gemacht, und die Zukunft Äthiopiens wird wie in so vielen ähnlichen Fällen in einer Katastrophe enden. Darüber mit den Einwohnern zu diskutieren ist leider absolut sinnlos.
chris schreibt:
Ich habe 6 Jahre in Dubai gelebt und und das, was ich dort gesehen habe, entspricht exakt dem, was der Artikel beschreibt. In diesen Länder sind speziell Nicht-Muslime [nicht] vor diesen Übergriffen geschützt und auch die Haltung von Sex-Sklavinnen wird befürwortet. [1] Viele Frauen speziell aus Nepal kommen nie wieder nach Hause. Ich kann nicht verstehen, dass westliche Länder diese Länder unterstützen, Panzer liefern und bei Menschenrechtsverletzungen wegschauen, nur wegen dem lieben Öl.
[1] Sexsklavinnen sind ja auch laut Koran erlaubt: In Sure 23.1-6 heißt es: „Selig sind die Gläubigen, die in ihrem Gebet demütig sind, leerem Gerede kein Gehör schenken, der Pflicht der Almosensteuer nachkommen, und sich des Geschlechtsverkehrs enthalten, außer gegenüber ihren Gattinnen, oder was sie (an Sklavinnen) besitzen.” (Quelle: Der Koran - Webseite des Zentralverbandes der Muslime)Siehe auch:
Behinderungen von Inzestkindern: Alles bleibt in der Familie
Freimaurer: Das zerstörerische Wirken der Logenbrüder
Frankfurt: Justiz-Skandal! U-Bahn-Schläger läuft frei herum
Michael Stürzenberger: Basel: Der Islam zeigt sein wahres Gesicht
KZ in Nordkorea: „Sie durften uns schlagen, sie durften uns töten“
Video: Pat Condell: Boykottiert Halal (05:44)
Missbrauchte Muslimin: Laila und ihr Onkel
Studie: Lage der Frauen in Ägypten am schlimmsten