Sie lieben exotische Gegenden, haben 2600 Euro übrig und besitzen einen Pass, der „auf keinen Fall Visa oder Einreisestempel von Israel aufweisen darf“? Dann wird es Zeit für eine 10-tägige Rundreise durch ein „Land der Paradiesgärten, der Poesie und der türkisblauen Kuppeln, überreich an Kunstschätzen“. Dort erwarten Sie „Höhepunkte islamischer Baukunst und Begegnungen mit gastfreundlichen Menschen, die Sie ‚Khosch Amadid’ – Herzlich willkommen – heißen“. So steht es geschrieben. Und zwar in der Werbung für die „Stern“-Leserreise „Iran – Poesie und Rosenduft“. Durchgeführt wird die Tour von Studiosus. Der Münchener Veranstalter operiert in dem lukrativen, von Oberstudienräten a.D. und geistesverwandten Kohorten geschätzten Segment der Kulturreisen.
Also ab in den Rosengarten! Nationalmuseum, Pistazienverkostung und ein Besuch im „Saadabad-Palastkomplex, die Residenz des letzten Schahs“, stehen am Anfang der Bildungsexkursion. Danach besuchen Sie das „bescheidene Wohnhaus des Revolutionsführers Ayatollah Khomeini“. Sie erinnern sich? Der genügsame Weise mit dem Rauschebart und einer kleinen Schwäche für flächendeckenden Terror und Massenhinrichtungen stürzte anno 1979 den prunksüchtigen, vom Westen gestützten Schah Reza, der im Iran unter anderem das Frauenwahlrecht und anderes Gedöns für Frauen eingeführt hatte. Ab 1979 ging es steil bergauf mit dem Land, nicht zuletzt dank seines Programms für die friedliche Nutzung der Kernenergie. Seit Khomeinis Revolution sind alle Iraner, die Khomeini überlebt haben, frei. Besonders die iranischen Frauen, im Sinne der Definition von Dieter Nuhr („in erster Linie frei davon, alles entscheiden zu müssen“).
Tags darauf sind Sie in Isfahan. „Perle Persiens: Wie im Märchen zeigt die alte Oasenstadt ihre Pracht“. Moscheen, Paläste und Basare ohne Ende! Bitte zeigen Sie sich kultursensibel und löchern Sie die „speziell qualifizierte ortsansässige Studiosus-Reiseleitung“ nicht mit hässlichen Fragen. Etwa zur Serie von Säure-Attentaten gegen in Isfahan ansässige Frauen, die ihre Haare und Hälse wohl leider nicht so bedeckt gehalten hatten, wie sich das in einer „Islamischen Republik“ frommt. Andere Länder, andere Sitten.
Am nächsten Tag geht es in die Vank-Kathedrale von Isfahan. Dort werden „Sie erstaunt sein, dass auch das Christentum im Iran seit 350 Jahren seinen Platz hat“. Und zwar einen prominenten! Laut dem Weltverfolgungsindex der christlichen Organisation „Open Doors“ erreicht der Iran in diesem Jahr auf der Liste der 50 Staaten, welche Christen verfolgen und benachteiligen, Rang 9. Das Land stand schon mal auf Platz 2, nach dem ewigen Sieger Nordkorea.
Auch dieses Thema muss natürlich differenziert betrachtet werden, gerade von Gästen aus Europa. Die Inquisition war schließlich auch nicht von Pappe, oder? Mit dem Islam hat das Ganze sowieso nichts zu tun, höchstens so viel wie die Inquisition mit dem Katholizismus.
Diese Dossiers von „Human Rights Watch“ über „Diskriminierung und Gewalt gegen sexuelle Minderheiten“ im Iran - vergessen Sie die mal für ein Weilchen. 60 Peitschenhiebe für „lüsternes Küssen“ zwischen zwei Männern oder zwei Frauen, 99 Hiebe für Männer, „die nicht blutsverwandt sind und unter der gleichen Decke gefunden werden, ohne dass dazu eine Notwendigkeit besteht“ – nun ja, wir Westler sollten unsere moralischen Standards nicht gleich der ganzen Welt oktroyieren wollen. Und dieser Navid, dem iranische Zivilpolizisten laut Human Rights Watch erst ihre Schwänze in den Mund stopften und den sie dann mit Taschenlampe und Schlagstock vergewaltigten? Armer schwuler Kerl. Zur falschen Zeit am falschen Ort.
Genau so wie jene, die streng iranlegal wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen aufgehängt wurden, was iranische Zeitungen und Medien seit 1979 zwecks Prävention gern plakativ darstellen. Human Rights Watch: „Die überwältigende Mehrheit derjenigen, die exekutiert wurden oder ihre Hinrichtung erwarten, sind Männer, die wegen Sodomie verurteilt wurden, einschließlich jugendlicher Straftäter, die jünger als 18 Jahre waren“. Auch eine junge Frau, die ihren Vergewaltiger in Notwehr getötet hatte, wurde kürzlich hingerichtet.
Unschön, zugegeben. Aber für Kulturfreunde kein Grund, sich die Freitagsmoschee von Yasd, „einen der beeindruckensten Sakralbauten Irans“ (Studiosus) entgehen zu lassen. Oder, „angelockt vom Duft der Rosen, bei den Gartengräbern der Dichter Hafis und Saadi in der Stadt Schiras zu verweilen“. Und dann noch die Visite in der Residenz der altpersischen Großkönige im Unesco-geadelten Persepolis „mit berühmten Säulenhallen und Reliefs“. Bis zum gemeinsamen Abschiedsessen bleibt noch „Freizeit zum Basarbummel“. Eine kulturell ungemein bereichernde Tour d’Horizon. Dazu auch noch umweltfreundlich. Die Bus- und Bahnfahrten auf der Reise sind laut Ausschreibung „klimaneutral durch CO2-Ausgleich“.
Sollten Sie, potentielle Iran-Studiosi, allerdings Gideon Goldstein oder Lea Cohn oder so ähnlich heißen, dann ist die Reise leider nichts für Sie. Nicht mal dann, wenn Ihr Pass keinen Stempel des barbarischen Judenstaates enthält, den es nach jüngst bekräftigter Meinung des obersten Iranersführers Ayatollah Ali Khamenei auszumerzen gilt. Es kann manches passieren in einem Land, wo Poesie und Rosenduft sich mit den strengen Odeur bärtiger Revolutionswächter vermählen. Und auch Ihr, Detlef und Hinnerk, haltet besser Abstand vom Iran. Was dort von Baukränen baumelt, ist nicht immer ein Flüssigbetonbehälter.
Kleiner Tipp für die Damen: Auch wenn Sie noch so arisch und hetero sind, die wunderbar quirligen Basare des Iran erkunden Sie besser in robuster männlicher Begleitung. Außer, Sie möchten als Hauptperson in einem neuen „Hollaback“-Video mitwirken. Sind so viele Hände!
Dass Sie im Land der Paradiesgärten die kleidsame, seit 1979 erstaunlich konstante Frauenmode des Irans (Hidschab) tragen sollten, wissen Sie schon? Falls nicht, wird die „speziell qualifizierte ortansässige Studiosus-Reiseleitung“ Sie darüber sicherlich unmissverstehbar aufklären. Gute Reise zu den „Anfängen menschlicher Kultur“!
Quelle: Iran mit Poesie und Rosenduft
Siehe auch:
Tony Blair kassiert 52.000 Euro monatlich von PetroSaudi Ölfirma
Michael Klonovsky: Die dunkle Seite des Islam - Ein Glaube zum Fürchten
Großbritannien: Libysche Rekruten terrorisieren ein englisches Dorf
Akif Pirincci: Finde den Fehler - bei der Nutte
Hannover: Hat die Polizei die Hooligan-Demo gegen die Salafisten verboten?
Eugen Sorg: Der Jihadismus ist die arabische Variante von Hitler's Nationalsozialismus
“Ich bin Rechtsanwalt – und Hooligan!”
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Tags darauf sind Sie in Isfahan. „Perle Persiens: Wie im Märchen zeigt die alte Oasenstadt ihre Pracht“. Moscheen, Paläste und Basare ohne Ende! Bitte zeigen Sie sich kultursensibel und löchern Sie die „speziell qualifizierte ortsansässige Studiosus-Reiseleitung“ nicht mit hässlichen Fragen. Etwa zur Serie von Säure-Attentaten gegen in Isfahan ansässige Frauen, die ihre Haare und Hälse wohl leider nicht so bedeckt gehalten hatten, wie sich das in einer „Islamischen Republik“ frommt. Andere Länder, andere Sitten.
Am nächsten Tag geht es in die Vank-Kathedrale von Isfahan. Dort werden „Sie erstaunt sein, dass auch das Christentum im Iran seit 350 Jahren seinen Platz hat“. Und zwar einen prominenten! Laut dem Weltverfolgungsindex der christlichen Organisation „Open Doors“ erreicht der Iran in diesem Jahr auf der Liste der 50 Staaten, welche Christen verfolgen und benachteiligen, Rang 9. Das Land stand schon mal auf Platz 2, nach dem ewigen Sieger Nordkorea.
Auch dieses Thema muss natürlich differenziert betrachtet werden, gerade von Gästen aus Europa. Die Inquisition war schließlich auch nicht von Pappe, oder? Mit dem Islam hat das Ganze sowieso nichts zu tun, höchstens so viel wie die Inquisition mit dem Katholizismus.
Diese Dossiers von „Human Rights Watch“ über „Diskriminierung und Gewalt gegen sexuelle Minderheiten“ im Iran - vergessen Sie die mal für ein Weilchen. 60 Peitschenhiebe für „lüsternes Küssen“ zwischen zwei Männern oder zwei Frauen, 99 Hiebe für Männer, „die nicht blutsverwandt sind und unter der gleichen Decke gefunden werden, ohne dass dazu eine Notwendigkeit besteht“ – nun ja, wir Westler sollten unsere moralischen Standards nicht gleich der ganzen Welt oktroyieren wollen. Und dieser Navid, dem iranische Zivilpolizisten laut Human Rights Watch erst ihre Schwänze in den Mund stopften und den sie dann mit Taschenlampe und Schlagstock vergewaltigten? Armer schwuler Kerl. Zur falschen Zeit am falschen Ort.
Genau so wie jene, die streng iranlegal wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen aufgehängt wurden, was iranische Zeitungen und Medien seit 1979 zwecks Prävention gern plakativ darstellen. Human Rights Watch: „Die überwältigende Mehrheit derjenigen, die exekutiert wurden oder ihre Hinrichtung erwarten, sind Männer, die wegen Sodomie verurteilt wurden, einschließlich jugendlicher Straftäter, die jünger als 18 Jahre waren“. Auch eine junge Frau, die ihren Vergewaltiger in Notwehr getötet hatte, wurde kürzlich hingerichtet.
Unschön, zugegeben. Aber für Kulturfreunde kein Grund, sich die Freitagsmoschee von Yasd, „einen der beeindruckensten Sakralbauten Irans“ (Studiosus) entgehen zu lassen. Oder, „angelockt vom Duft der Rosen, bei den Gartengräbern der Dichter Hafis und Saadi in der Stadt Schiras zu verweilen“. Und dann noch die Visite in der Residenz der altpersischen Großkönige im Unesco-geadelten Persepolis „mit berühmten Säulenhallen und Reliefs“. Bis zum gemeinsamen Abschiedsessen bleibt noch „Freizeit zum Basarbummel“. Eine kulturell ungemein bereichernde Tour d’Horizon. Dazu auch noch umweltfreundlich. Die Bus- und Bahnfahrten auf der Reise sind laut Ausschreibung „klimaneutral durch CO2-Ausgleich“.
Sollten Sie, potentielle Iran-Studiosi, allerdings Gideon Goldstein oder Lea Cohn oder so ähnlich heißen, dann ist die Reise leider nichts für Sie. Nicht mal dann, wenn Ihr Pass keinen Stempel des barbarischen Judenstaates enthält, den es nach jüngst bekräftigter Meinung des obersten Iranersführers Ayatollah Ali Khamenei auszumerzen gilt. Es kann manches passieren in einem Land, wo Poesie und Rosenduft sich mit den strengen Odeur bärtiger Revolutionswächter vermählen. Und auch Ihr, Detlef und Hinnerk, haltet besser Abstand vom Iran. Was dort von Baukränen baumelt, ist nicht immer ein Flüssigbetonbehälter.
Kleiner Tipp für die Damen: Auch wenn Sie noch so arisch und hetero sind, die wunderbar quirligen Basare des Iran erkunden Sie besser in robuster männlicher Begleitung. Außer, Sie möchten als Hauptperson in einem neuen „Hollaback“-Video mitwirken. Sind so viele Hände!
Dass Sie im Land der Paradiesgärten die kleidsame, seit 1979 erstaunlich konstante Frauenmode des Irans (Hidschab) tragen sollten, wissen Sie schon? Falls nicht, wird die „speziell qualifizierte ortansässige Studiosus-Reiseleitung“ Sie darüber sicherlich unmissverstehbar aufklären. Gute Reise zu den „Anfängen menschlicher Kultur“!
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